
Unfallfrei am Bau: Mit Sicherheit ein guter Plan!
Jeder zehnte Arbeitsunfall in Österreich passiert am Bau. Lesen Sie hier, was die häufigsten Ursachen für Arbeitsunfälle oder Berufskrankheiten sind und wie Gefahrenquellen auf Baustellen bestmöglich reduziert werden können.
Hoher Zeitdruck, Arbeitsüberlastung, neue technische oder digitale Anforderungen, steigende Hitze durch den Klimawandel – all diese globalen Herausforderungen treffen auch die heimische Baubranche. Egal ob Auftraggeber:in, Führungskraft oder Arbeitnehmer:in – die Auswirkungen von körperlichen und psychischen Belastungen sind zunehmend spürbar. Damit steigt auch die Gefahr von Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten. Umso mehr Augenmerk gebührt der Sicherheit auf Baustellen (siehe Blog-Beitrag "Tipps für mehr Sicherheit am Bau"), denn sie ist eine wichtige Grundlage für gesunde Arbeitnehmer:innen, effiziente Arbeitsabläufe und qualitätsvolle Leistungen.
Österreichs Bauindustrie (Hochbau, Tiefbau, Baunebengewerbe) umfasst etwa 31.800 Unternehmen mit insgesamt 303.000 Beschäftigten (Quelle: AUVA-Unfallstatistik, 2024). Die Bauwirtschaft ist damit einer der größten Arbeitgeber Österreichs und leistet mit den vielen Lehrlingen zudem einen wesentlichen Beitrag zur Facharbeiter:innen-Ausbildung. Gerade für Jugendliche ist es sicher herausfordernd, die noch geringe berufliche Praxis mit der erhöhten Risikobereitschaft in Gleichgewicht zu halten. Sie müssen frühzeitig auf Gefahren sensibilisiert und in den Grundlagen von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz geschult werden. Die AUVA unterstützt dabei, etwa mit praxisorientierten Trainings (siehe Blog-Beitrag "Prävention am Bau: Sicherheitstraining für Lehrlinge") in Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen und Berufsschulen.
Einen wertvollen Beitrag für mehr Sicherheit auf Baustellen leisten die Sicherheitsfachkräfte (siehe Blog-Beitrag "Arbeitssicherheit am Bau - das ist Teamwork), die mit geschultem Blick, dem notwendigen Fachwissen und viel Gespür mit Unternehmern:Unternehmerinnen oder Mitarbeitenden kooperieren.
Jeder zehnte Arbeitsunfall in Österreich passiert am Bau
302.700 Menschen sind im Bau- und Baunebengewerbe beschäftigt, das sind 6,5 Prozent der AUVA-Versicherten. 14.517 Arbeitsunfälle (ohne Wegunfälle) wurden 2024 auf einer Baustelle verzeichnet – somit passiert knapp jeder zehnte Arbeitsunfall in Österreich am Bau. Mit einer Unfallrate von 47,96 (auf 1.000 Versicherte) liegt die Bauindustrie im Branchenvergleich übrigens an erster Stelle. Selbst wenn die Zahl der Arbeitsunfälle in den letzten Jahren kontinuierlich sinkt, sind Präventionsmaßnahmen weiterhin notwendig. Denn jeder einzelne Arbeitsunfall, der damit verhindert werden kann, reduziert menschliches Leid und finanziellen Aufwand. Die AUVA unterstützt Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen bestmöglich, um die Wichtigkeit von technischen, organisatorischen oder persönlichen Schutzmaßnahmen zu erkennen und bedarfsgerecht umsetzen zu können.
Von den 14.517 Arbeitsunfällen sind besonders Maurer:innen (2.478 Arbeitsunfälle), Bauspengler:innen und Heizungsinstallateure:-installateurinnen (1.744 Arbeitsunfälle), Zimmerer:Zimmerinnen und Bautischler:innen (1.323 Arbeitsunfälle) sowie Elektroinstallateure:-installateurinnen (958 Arbeitsunfälle) betroffen. Ein umfangreiches Sicherheitskonzept, umfassende Koordination, regelmäßige Informationen, Unterweisungen und Schulungsmaßnahmen sowie vor allem ein achtsamer Umgang miteinander können zur Sicherheit am Bau beitragen.
Zu den häufigsten Unfallursachen zählen der Kontrollverlust beispielsweise über Materialien, Gegenstände oder handgeführte Werkzeuge (5.154 Arbeitsunfälle) oder das Stürzen/Abstürzen (2.923 Arbeitsunfälle). 2.627 Arbeitsunfälle passieren durch unkoordinierte Bewegungen, 1.920 Arbeitsunfälle wiederum beim Heben oder Tragen und weitere 1.367 Arbeitsunfälle werden durch brechende, fallende oder einstürzende Gegenstände verursacht.

14.517 Arbeitsunfälle passierten im Jahr 2024 auf Baustellen, knapp ein Drittel davon durch den Kontrollverlust, beispielsweise über Materialien oder Werkzeuge. Quelle: AUVA-Unfallstatistik
Nach Verletzungsarten betrachtet, liefert die Unfallstatistik für das Bauwesen ein sehr breites Bild: Der Spitzenreiter – oberflächliche Verletzungen – liegt mit 1.527 Fällen vor 270 Frakturen, 138 traumatischen Amputationen (Verlust von Körperteilen) und 134 Verstauchungen und Zerrungen. 303.500 Krankenstandstage sind die Folge – oder durchschnittlich 21 Tage pro Arbeitsunfall am Bau. Wenngleich dies in Summe nicht „dramatisch“ klingt, verbergen sich dahinter oftmals schwerwiegende Einzelschicksale, die neben Schmerz und persönlichem Leid auch finanzielle Auswirkungen mit sich bringen. So wurden die unmittelbaren Unfallfolgekosten für den Betrieb, die Unfallheilbehandlung, Rehabilitation, Rentenzahlungen u. a. auf Basis der Arbeitsunfälle aus dem Jahr 2021 mit knapp 5 Milliarden Euro berechnet. Allein im Jahr 2024 gab es mehr als 1.000 neue Fälle im Bauwesen, denen aufgrund eines Arbeitsunfalles oder einer Berufskrankheit durch die Minderung der Erwerbsfähigkeit eine Versehrtenrente ausbezahlt wurde.
Achtung: Lärm, Staub und Sonne!
294 Arbeitnehmenden am Bau wurde 2024 eine Berufskrankheit anerkannt: Der überwiegende Anteil davon ist von Schwerhörigkeit betroffen, die durch Lärm verursacht wurde. Weitere irreversible gesundheitliche Schäden entstanden insbesondere durch Atemwegserkrankungen oder UV-bedingte Hauterkrankungen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist mittlerweile jeder dritte Todesfall durch hellen Hautkrebs auf UV-Bestrahlung im Berufsleben zurückzuführen. Die AUVA unterstützt die Arbeitgeber:innen deshalb gezielt in der Bewusstseinsbildung und Beratung für Sonnenschutzmaßnahmen (siehe Blog-Beiträge "Alles, was Sie über UV-Strahlen und Hautgesundheit wissen müssen!" und "Strategie für den UV-Schutz: Meiden - kleiden - cremen").
Seit März 2024 ist der beruflich bedingte Hautkrebs auch in Österreich als Berufskrankheit anerkannt. Auf den zu erwartenden Anstieg dieser neuen Berufskrankheit hat sich die AUVA schon frühzeitig vorbereitet: Bereits im Jahr 2021 wurde das Konzept der zentralen Koordination zur Leistungsabwicklung mit einheitlichen Bewertungsstandards und einer effizienten Fallbearbeitung durch das Kompetenzcenter Berufskrankheiten der AUVA in Tobelbad erarbeitet. Dieses qualitative und effiziente Leistungsverfahren kann aufgrund der professionellen Zusammenarbeit mit dem Berufsdermatologischen Zentrum des Ordensklinikum Linz Elisabethinen und der AUVA als Vertragspartner auch weiterhin erfolgreich umgesetzt werden.
303.000 Menschen am Bau sind durch eine Vielzahl an Einflüssen besonders gefährdet. Durch das Zusammenspiel unterschiedlichster Gewerke und Maschinen, immer wieder neue Anforderungen und einhergehenden Druck oder auch klimatischen Veränderungen steigt das Risiko von Arbeitsunfällen. Viele der gut 15.000 Arbeitsunfälle, irreversiblen Schäden und gesundheitlichen Beeinträchtigungen könnten durch Präventivmaßnahmen nach dem STOP-Prinzip vermieden werden.
Bei Fragen zum Thema steht Ihnen das AUVA-Präventionsteam gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter: sichereswissen@auva.at