Digital unterstützende Systeme im Arbeitnehmer:innenschutz
Digitale Systeme spielen eine zunehmend wichtige Rolle im Bereich des Arbeitnehmer:innenschutzes. Die Integration dieser digitalen Systeme in den Arbeitsschutz trägt wesentlich dazu bei, die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer:innen zu verbessern. Sie ermöglichen eine präzisere Überwachung, schnelle Reaktionen auf potenzielle Gefahren und bieten umfangreiche Schulungs- sowie Weiterbildungsmöglichkeiten. Solche Technologien unterstützen, um moderne Arbeitsumgebungen sicherer und effizienter zu gestalten. Dazu zählen auch Softwarelösungen für das Management der Arbeitssicherheit.
Im Rahmen einer von der RTWH Aachen durchgeführten Studie mit 150 Feuerwehrleuten wurde eine Befragung zu intelligenter PSA durchgeführt. 95 % der Teilnehmer empfanden PSA mit intelligenten Funktionen als sinnvoll. 85 % der Befragten empfanden Ortung und Lokalisierung als sinnvoll, 70 % die Erfassung von Vitalparametern, und 85 % die Erfassung von Hitze und schädlichen Substanzen in der Luft. Die genauen Studienergebnisse finden Sie hier.
Chancen und Risiken der digitalen Systeme im Arbeitnehmer:innenschutz
Chancen
- Keine oder minimierte Verletzungsgefahr für Arbeitnehmer:innen
- Verbesserte Einhaltung von Vorschriften im Bereich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
- Erweiterte und objektive bessere Informationsgrundlage bei Entscheidungen
- Effektivere bessere Umsetzung von Maßnahmen durch Erkennen von Risiken
- Erweiterte Schulungs- und Analysemöglichkeiten in einer virtuellen Umgebung
- Zugang zur Arbeit für Personen mit bestimmten Bedürfnissen
Risiken
- Ungenaue, unzureichende Datenerfassung
- Datenfehlinterpretationen und Technologieabhängigkeit
- Fehlende oder ungenügende Organisation / Sicherstellung von Datenschutz
- Hohe Komplexität digitaler Technologien
- Zu starkes Vertrauen von Beschäftigten in fehlerhafte Technologien
- Ausgrenzung von Beschäftigten bzw. Misstrauen zu digitalen Lösungen
- Technologiegetriebener Arbeitsdruck
- Unklare Verantwortlichkeiten
Welche Möglichkeiten gibt es seitens der AUVA?
Online-Tools und Apps basierend auf unserer langjährigen Erfahrung in der Präventionsarbeit
Die Durchführung eines Altersstrukturcheck im Betrieb ist eine sinnvolle Maßnahme, um die aktuelle und zukünftige Entwicklung der Belegschaftsstruktur zu ermitteln. Der Check hilft dabei, Risiken zu erkennen sowie den Handlungsbedarf in der Gestaltung der Arbeitsbedingungen und im Bereich Personalpolitik abzuleiten.
Der Kurzfragebogen zur Arbeitsanalyse ermöglicht als kostenfreies Instrument die innerbetriebliche Erfassung positiver (Ressourcen) und negativer Belastungsfaktoren der Arbeitsbedingungen. Aus den gewonnenen Ergebnissen können konkrete Gestaltungsmaßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation abgeleitet werden.
Die Datenbank bietet Informationen zu zehn Themenfeldern der Arbeits- und Organisationspsychologie, z. B. “Computerisierung, Digitalisierung, Automatisierung”. Neben psychologischen Theorien erhalten Experten:Expertinnen auch einen Überblick über Analyseverfahren, Interventionen sowie ausgewählte Normen zu den jeweiligen Themenbereichen.
Mit der MASon-App können User direkt und schnell auf Fachinformationen rund um Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zugreifen – insbesondere auf detaillierte Informationen zum Thema Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Dabei wurden das Magazin MAS (Mensch.Arbeit.Sicherheit) sowie das bewährte PSA-Handbuch des VAS (Verband Arbeitssicherheit) in die App integriert.
Die Plattform eval.at unterstützt bei der Erstellung einer gesetzeskonformen Arbeitsplatzevaluierung. Sie stellt Informationen, Checklisten, Dokumente und Online-Tools zum Thema Evaluierung zur Verfügung.
Das Online-Tool AUVA-Arbeitsstoffverzeichnis unterstützt Betriebe bei der systematischen Erfassung von gefährlichen Arbeitsstoffen. Mit wenigen Klicks können diese aus dem AUVA-Katalog in das firmeneigene Verzeichnis übernommen werden.
„AUVAtop – das modulare Beratungskonzept“ wurde entwickelt, um Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Aufgaben in Zusammenhang mit dem Schutz der Sicherheit und Gesundheit ihres Personals bestmöglich zu organisieren.
GUROM ist ein kostenloses Online-Tool zur Analyse, Beurteilung und Prävention von Mobilitätsgefahren im Arbeitskontext. GUROM hilft Ihnen dabei, Unfälle auf Arbeitswegen, sowie beruflichen Fahrten und Wegen (Dienstwegen) zu verhindern.
Das AUVA-Gütesiegel „sicher und gesund arbeiten“ ist eine Auszeichnung für Unternehmen, die besonderes Engagement im Bereich Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zeigen.
Digitale Analysesysteme
Beim Motion Capture werden Bewegungen mithilfe von Sensoren oder Kamerasystemen im dreidimensionalen Raum erfasst und in einer externen Software mit einer Videoaufnahme synchronisiert, um Belastungsparameter auszuwerten sowie Bewegungen zu visualisieren.
Mittels Eyetracking werden Blickbewegungen im innerbetrieblichen Verkehr aufgezeichnet und ein Perspektivenwechsel ermöglicht. Dadurch werden Gefahren sichtbar gemacht. Nicht die handelnde Person, sondern der Arbeitsprozess steht im Mittelpunkt.
Der Kraftmesshandschuh von AXS-Motion erfasst durch eine Vielzahl integrierter Sensoren im Bereich der Fingern und der Handballen wirkende Druckkräfte.
Die Infrarot-Thermografie ist ein bildgebendes Verfahren zur Anzeige der Oberflächentemperatur von Objekten und wird u.a. bei der Beurteilung von Belastung sowie Beanspruchung von muskuloskelettalen Strukturen des Menschen mit und ohne klinischem Kontext eingesetzt.
Eine Lärmkamera wird zur Visualisierung und Analyse von Schallquellen verwendet. Sie kombiniert Mikrofone mit einer Kamera und spezieller Software, um den Ursprung sowie die Verteilung von Geräuschen in einer Umgebung zu lokalisieren und darzustellen.
Die Software EMA dient zur Planung, Gestaltung und Simulation von industriellen Arbeitsplätzen. Durch das Integrieren von Menschmodellen können automatisierte Ergonomiebewertungen durchgeführt und Risiken erkannt werden.
Xtended Reality
VeRgonomiX ist eine Xtended Reality-Applikation, die darauf abzielt, die Technologien Virtual- Augmented- und Mixed Reality für Beratung sowie Training in der Ergonomie nutzbar zu machen. Immersive und interaktive Mixed Reality-Anwendungen durch die Integration realer physischer Objekte sowie individuelle Feedbackmöglichkeiten in Form von lebensgroßen virtuellen Avataren machen das Training in der Xtended Reality zu einem besonderen Erlebnis.
Mit Hilfe einer VR-Brille inkl. Controller können am digitalen Zwilling einer kommerziellen Formatkreissäge grundlegende Bearbeitungsschritte gefahrlos ausgeführt werden. Gefahren und Sicherheitseinrichtungen können virtuell kennengelernt werden.
Mittels 360°-Würfels werden Gefahrenstellen virtuell erlebbar, zum Beispiel in Lagerhallen oder Maschinenhallen sowie unterschiedliche Perspektiven im Straßenverkehr.
Publikationen zum Thema Digital unterstützende Systeme im Arbeitnehmer:innenschutz
AUVA-Publikationen zum Präventionsschwerpunkt "Gemeinsam sicher digital!", die es in gedruckter Form gibt, können Sie hier kostenlos bestellen:
Publikationsangebot
Häufig gestellte Fragen
FAQ - Digital unterstützende Systeme im Arbeitnehmer:innenschutz
von digitalen Systemen sprechen wir, wenn eine Reihe von Technologien und Prozessen zum Einsatz kommen, die Informationen in digitaler Form (also als binäre Daten) verarbeiten, speichern oder übertragen. Diese Systeme nutzen elektronische Geräte, Software und Netzwerke, um Daten zu verwalten und zu kommunizieren.
- Elektronische Verarbeitung: Die Informationsverarbeitung erfolgt elektronisch, meist durch Computer oder Mikroprozessoren
- Digitalisierung von Daten: Daten werden in digitaler Form gespeichert und verarbeitet, typischerweise als Binärdaten (0 und 1).
- Softwaregesteuert: Der Betrieb und die Funktionalitäten werden durch Softwareprogramme gesteuert.
- Konnektivität: Die Möglichkeit der Vernetzung und Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen über Netzwerke, einschließlich des Internets.
- Automatisierung: Ein hohes Maß an Automatisierung von Prozessen und Aufgaben.
Smarte (intelligente) PSA betrifft die letzte Ebene der Gefahrenverhütung und kommt in der Prävention – nach dem STOP-Prinzip – dann zum Einsatz, wenn die arbeitsbedingten Gefahren durch Substitution, technische oder organisatorische Maßnahmen nicht ausreichend verhütet werden können.
Smarte (intelligente) PSA kombiniert die klassische persönliche Schutzausrüstung mit intelligenten Elementen wie z.B. Sensoren, Detektoren, Datenübertragungsmodulen, Akkus und Kabeln.
Beispiele: Schutzwesten mit integriertem Airbag, Smarte Schutzhelme und -brillen (Kontrolle, ob richtige PSA getragen wird, Wartungsintervalle, etc.), Augmented Reality über Schutzbrille, etc.
Als Wearables bezeichnet man tragbare Technologien bzw. am Körper des Benutzers:der Benutzerin getragene Sensor-/Computersysteme, die kontextbezogen mit dem:der Benutzer:in interagieren und/oder Informationen sammeln. Sie können zur Analyse physiologischer und psychischer Daten wie Emotionen, Schlaf, Bewegungen, Herzfrequenz, Körpertemperatur und Blutdruck verwendet werden, und zwar über Anwendungen, die entweder auf dem Gerät selbst oder auf externen Geräten, wie etwa mit der Cloud verbundenen Smartphones, installiert werden.
Xtended Reality (XR): gilt als Überbegriff für Virtual- Augmented und Mixed Reality.
Virtual Reality (VR): ist eine künstlich generierte Umgebung, in der gänzlich immersiv die reale Welt in der Darstellung ausgeblendet wird.
Augmented Reality (AR): beschreibt eine computerunterstützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung; virtuelle Objekte werde in die reale Sichtbarkeit eingeblendet.
Mixed Reality (MR): werden virtuelle Objekte in die Wirklichkeit eingefügt, oder physische Objekte in die virtuelle, wobei diese miteinander interagieren.