Halfpoint Drei Personen auf einer Baustelle. Die Ingenieurin nutzen ein Tablet zur Überprüfung.

10 Tipps für (mehr) Sicherheit am Bau

Das Arbeiten auf Baustellen bringt eine Vielzahl an Gesundheitsrisiken und Gefährdungen mit sich. Hier finden Sie ausgewählte Tipps, um  für (mehr) Sicherheit am Bau zu sorgen

24.06.2025
5 Minuten
Elisabeth Kierner
Schlagwörter: Bau

Die Arbeit auf Baustellen ist nicht nur körperlich anstrengend, sondern birgt neben Lärm, Staub, Vibrationen, Witterungsbedingungen (Kälte, Nässe, Hitze) und UV-Strahlen auch weitere Gesundheitsrisiken sowie Gefährdungen für die Beschäftigten. Arbeiten in großer Höhe beispielsweise auf Leitern, Gerüsten oder Dächern, bedeuten ein hohes Risiko für Abstürze. Stressfaktoren wie Zeitdruck, häufige Umgebungs- und Teamwechsel, Planänderungen sowie Kommunikationsschwierigkeiten zwischen verschiedenen Gewerken und Firmen tragen zusätzlich zur Unfallgefahr bei. Hier finden Sie ausgewählte Tipps für (mehr) Sicherheit am Bau:

 

  • Zusammenarbeit sicher gestalten: Die Baustelle ist ein Zusammenspiel an unterschiedlichen Gewerken, vielfältigsten Aufgaben sowie vielen Menschen, die neben-, nach- oder miteinander Großartiges leisten und deshalb gut abgestimmt sein müssen. Die Berufsgruppe der Maurer:innen, Bauspengler:innen und Zimmerer:Zimmerinnen hat laut AUVA-Unfallstatistik am häufigsten Arbeitsunfälle auf Baustellen. Egal, ob eingespielte Stammmannschaft oder häufiger Personalwechsel durch Leasing-Mitarbeiter:innen – ein umfangreiches Sicherheitskonzept, umfassende Koordination, regelmäßige Informationen, Unterweisungen und Schulungsmaßnahmen und vor allem ein achtsamer Umgang miteinander können zur Sicherheit am Bau beitragen.
  • Arbeitsmittel sicher nutzen: Es ist der Kontrollverlust, zum Beispiel über Materialien, Gegenstände oder (handgeführte) Werkzeuge, der die meisten Arbeitsunfälle auf Baustellen verursacht. Arbeitsgeräte wie etwa Baukreissägen, Fräsen, Bohrer oder mobile Absauggeräte müssen den technischen Regeln entsprechen und regelmäßig überprüft werden. Dazu gehört auch die Sichtkontrolle vor einer Inbetriebnahme. Zudem muss der sichere Umgang mit Geräten geschult werden und Mitarbeiter:innen sollen auch wissen, wann, wo und wie sie ihre persönliche Schutzausrüstung richtig verwenden. Oder diese in bestimmten Fällen auch weglassen, wie etwa Handschuhe bei der Arbeit mit Kreissägen oder Walzen. Die Baumappe widmet diesem wichtigen Thema der Maschinensicherheit ein ganzes Kapitel.
  • Stolperfallen und Absturzrisiken minimieren: Stolpern oder Abstürzen zählen zu den zweithäufigsten Ursachen von Arbeitsunfällen auf Baustellen. Wenn Gehwege angelegt und generell auf die Sauberkeit der Baustelle geachtet wird, reduziert sich die Gefahr des Stolperns. Abstürze – selbst aus geringen Höhen – haben häufig schwere Verletzungen zur Folge. Deshalb sind Abdeckungen, Abgrenzungen, Wehren oder Gerüste den gesetzlichen Anforderungen entsprechend einzurichten. Auch Fanggerüste oder Fangnetze können Schutz bieten, ebenso wie die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz, deren Handhabung regelmäßig geübt werden soll. Weiters muss die Wahl des Arbeitsmittels zur Tätigkeit passen – oft ist ein einfaches Fahrgerüst mit sicherer Standfläche besser als eine Leiter.
  • Rückenschonend arbeiten: Auch richtiges Heben und Tragen will gelernt sein, um Rückenbeschwerden, degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule oder sicherheits- sowie gesundheitsgefährdenden Fehl- und Überbeanspruchungen vorzubeugen. Das baufit-Programm der AUVA liefert praktisches Wissen über körpergerechtes Arbeiten und gezielte Ausgleichsübungen. Die Auswertungen aus diesem langjährig erprobten Programm zeigen, dass die Zahl der Arbeitsunfälle und Krankenstandstage in den "baufit"-Betrieben wesentlich gesenkt werden konnte.
  • Das Gehör schützen: Maschinen und Fahrzeuge erleichtern die Arbeit und steigern die Produktivität. Damit verbunden ist allerdings auch Lärm, der störend, psychisch und körperlich belastend sowie bei stärkerer Intensität und Dauer gehörschädigend wirken kann (siehe Blog-Beitrag "Gesundheit in Gefahr: Wie Lärm am Arbeitsplatz schadet"). Auch die Unfallgefahr steigt, wenn aufgrund von Lärm die Sprachverständigung oder die Wahrnehmung von Signalen eingeschränkt ist. Schutzmaßnahmen zur Reduktion von Lärm werden deshalb nach dem STOP-Prinzip direkt an der Quelle vorgenommen. Nur so kann Lärmschwerhörigkeit vermieden werden, die nicht therapierbar oder heilbar ist und bei den Betroffenen zu einer beträchtlichen Einschränkung der Lebensqualität führt.
Kadmy Arbeiter mit Gehörschutz beim Stemmen.

 

  • Wetterbedingte Gefährdungen richtig managen: Ob Sonne oder Regen – das Wetter beeinflusst die Arbeit am Bau wesentlich stärker als in anderen Branchen. Beschäftigte, die im Freien arbeiten, sind für UV-bedingte Hauterkrankungen besonders gefährdet. Erst im vergangenen Jahr wurde der beruflich bedingte helle Hautkrebs in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen. Die AUVA unterstützt die Arbeitgeber:innen gezielt in der Bewusstseinsbildung und Beratung. Denn oft sind es einfache Maßnahmen, die wirksamen Schutz bringen. So sollten Arbeiten zeitlich so gelegt werden, dass sie im Schatten durchgeführt werden können. Ebenso sind Abschattungen, dünne (langärmelige) Kleidung, breitkrempige Kopfbedeckung mit Ohren- und Nackenschutz, Sonnenbrille sowie Sonnenschutzmittel hilfreich, ebenso wie ausreichend Wasser zu trinken oder Pausen zu machen. 
    Zudem können Arbeitgeber:innen die Schlechtwetterregelung auch bei Hitze anwenden – dazu findet sich auf den Internetseiten der BUAK die unkomplizierte Möglichkeit zur Echtzeit-Temperaturabfrage für die Baustelle
  • Staubarm arbeiten: Wo gebohrt, gesägt, gestemmt oder geschliffen wird, da entsteht Staub. Baustaub ist gefährlich, weil feine Partikel wie etwa Quarzstaub, Asbestfasern oder Holzstaub tief in die Lunge eindringen und schwere Krankheiten auslösen können. Die oft hohe Staubbelastung kann bei vielen Tätigkeiten meist schon durch eine wirksame Kombination aus technischen und organisatorischen Maßnahmen vermindert werden – etwa mit staubarmen Verfahren (z. B. dem Bewässern) und staubarmen Geräten mit wirksamer Staubabsaugung, Luftreinigern oder Abschottungen. Zahlreiche AUVA-Merkblätter widmen sich der Evaluierung von Staub, den krebserzeugenden Arbeitsstoffen wie Quarzstaub oder Asbest und vorbeugenden Sicherheitsmaßnahmen.
  • Sicherheitsleitfaden nutzen: Die Mappe „Sicherheit am Bau“ ist ein Standardwerk für die Arbeitssicherheit auf Baustellen, das in jedem Baustellencontainer aufliegen sollte. Diese Baumappe ist eine hilfreiche, praxisnahe Zusammenfassung und bildet die wesentlichsten Vorschriften im Bereich Arbeitnehmer:innenschutz auf Baustellen ab. Inhaltlich ist sie nach Kapitel wie Koordination, Organisation, Persönliche Schutzausrüstung, Arbeitsverfahren, Arbeitsmittel und rechtliche Grundlagen gegliedert. Jedes Kapitel enthält spezifische Informationen, zum Beispiel Evaluierung und Unterweisung, Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen, Einsatz von Maschinen und Geräten sowie Einhaltung von speziellen Sicherheitsvorschriften. Zudem werden relevante Rechtsquellen, Normen und AUVA-Merkblätter angeführt. Die Mappe „Sicherheit am Bau“ wird von der Bundesinnung Bau der Wirtschaftskammer Österreich in Zusammenarbeit mit der AUVA herausgegeben und ist gedruckt oder online verfügbar.

  • Unterstützung durch die AUVA nutzen: Die AUVA unterstützt in der Prävention – insbesondere mit praxisorientierten Beratungen in der Planung und im Zuge von Begehungen von Baustellen, umfassenden Messungen und einem umfangreichen Schulungsprogramm für alle am Bau Beteiligten (z. B. Sicherheitsschulungen für Arbeitnehmer:innen, Lehrlinge und Arbeitgeber:innen). Eine Vielzahl von Informationsmaterialien zu Bauarbeiten (z. B. Merkblätter, Checklisten) ergänzen das Angebot. Diese stehen auf der AUVA-Website im Fachbereich Bau zum Download zur Verfügung.

  • Rechtliche Grundlagen kennen: Gesetzliche Regelungen und Wissenswertes über den Arbeitsschutz bei Bauarbeiten finden sich zudem auf den Webseiten der Arbeitsinspektion.

Die "Sicherheits-Charta"

Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, Zentral-Arbeitsinspektorat, Industriellenvereinigung, Gewerkschaftsbund und Allgemeine Unfallversicherungsanstalt setzen sich partnerschaftlich für das Leben und die Gesundheit aller Menschen am Bau ein. Die Einhaltung der Arbeitssicherheitsvorschriften wurde in einer gemeinsamen „Sicherheits-Charta“ verschriftlicht. Dazu wurden acht Regeln für mehr Sicherheit auf Baustellen definiert, zum Beispiel zur Sicherung von Zugängen, Absturzkanten, Bodenöffnungen oder Künetten, zur Bedienung von Kränen, dem Arbeiten auf sicheren Gerüsten, der Benützung von Leitern und der Verwendung persönlicher Schutzausrüstung. Unterstützen auch Sie diese Sicherheits-Charta für ein unfallfreies und gesundes Arbeiten am Bau!

Bei Fragen zum Thema steht Ihnen das AUVA-Präventionsteam gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter sichereswissen@auva.at