
Prävention am Bau: Sicherheitstraining für Lehrlinge
Mit der Aktion "500 Leben" lernen Jugendliche Sicherungstechniken gegen Sturz und Absturz. Das praxisorientierte Training sensibilisiert für Gefahren am Bau und vermittelt richtige Verhaltensweisen für sicheres Arbeiten auf Dächern.
Stürzen und Abstürzen zählen zu den häufigsten Ursachen von Arbeitsunfällen auf Baustellen. Insgesamt 2.923 solcher Fälle wurden im Jahr 2024 an die AUVA gemeldet, das sind gut ein Fünftel aller Arbeitsunfälle am Bau. Jugendliche sind aufgrund ihrer erhöhten Risikobereitschaft und der noch geringen beruflichen Praxis besonders gefährdet und sollen frühzeitig auf Gefahren bei Arbeiten am Bau sensibilisiert werden.
Deshalb initiierte die AUVA-Landesstelle Linz bereits 2016 die „Aktion 500 Leben“, bei der Berufsschüler:innen unter gesicherten Bedingungen das richtige Verhalten bei Arbeiten auf Dächern lernen. Es war als vorübergehende Aktion gedacht und 500 Lehrlinge aus der Baubranche bzw. dem Baunebengewerbe bekamen die Möglichkeit, sich beim Arbeiten in der Höhe mit Absturzsicherung sowie -techniken vertraut zu machen und praktisch zu üben. Mittlerweile ist das Programm fester Bestandteil in der Berufsschul-Ausbildung der Baufacharbeiter:innen, Dachdecker:innen und Spengler:innen, Zimmerer:innen sowie der Installateure:Installateurinnen und Isolierer:innen. Jährlich absolvieren rund 1.000 Lehrlinge das halbtägige, von der AUVA unterstützte Programm. In den vergangenen neun Jahren konnten so mehr als 6.300 Lehrlinge geschult werden.
Praktisches Lernen: Sicherungstechniken am Übungsturm
Nach einem theoretischen Impuls über Gefahren, Risiko und Sicherheit auf Baustellen erlernen die Lehrlinge am Übungsturm wichtige Techniken wie
- Richtiges Anseilen
- Gesichertes Arbeiten
- Abseiltechniken
Vom Basiswissen zur Rettungstechnik: Sicherheitstraining mit System
Um nachhaltig Bewusstsein zu schaffen und langfristig dazu beizutragen, dass Sicherheitsmaßnahmen zu gelebter Praxis werden, ist das Training mehrstufig organisiert. Der Schwerpunkt richtet sich nach den gesetzlichen Vorgaben, also der korrekten Benutzung der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) und der Rettungsausrüstung. Erlernt werden auch einfache Rettungsmaßnahmen zur Eigenrettung, Entlastung oder um die Rettung eines:einer Kollegen:Kollegin einleiten zu können.
Während Lehrlinge im ersten Lehrjahr die Basis-Sicherungstechniken erlernen, absolvieren Lehrlinge im dritten bzw. vierten Lehrjahr bereits komplexere Aufgaben und üben auch Rettungs- bzw. Bergemaßnahmen. „Wenn man um die Wichtigkeit von technischen oder organisatorischen Schutzeinrichtungen Bescheid weiß und vor allem auch die persönliche Schutzausrüstung richtig verwenden kann, minimiert sich das Unfallrisiko. Jeder einzelne Arbeitsunfall, den wir mit dieser Maßnahme verhindern können, ist wichtig“, ist Maria Lesterl, Direktorin der AUVA-Landesstelle Linz überzeugt.
Man spürt am eigenen Körper, wie sich ein gutsitzender Sicherungsgurt anfühlt, worauf ich beim Anlegen aufpassen muss oder auch, wie mein Helm richtig einzustellen ist. Diese praktische Übung gibt mir Sicherheit und Vertrauen ins Material und in mein Können.
Wir nutzen diese kostenlose Aktion der AUVA für Schulen seit sehr vielen Jahren. Für die Berufsschüler:innen und auch für die Lehrer:innen sind diese praxisnahen Sicherheitstage besonders wertvoll, weil sie nicht nur aktuelle Informationen vermitteln und Bewusstsein schaffen, sondern die Lehrlinge vor allem durch die praktischen Übungen mehr Sicherheit gewinnen.“
Insgesamt 2.923 Arbeitsunfälle durch Stürzen bzw. Abstürzen wurden im Jahr 2024 an die AUVA gemeldet. Viele dieser Unfälle verlaufen glimpflich. Allerdings zeigt sich, dass je höher der Sturz ausfällt, die Folgen umso schwerwiegender sind. Die Bandbreite an Verletzungen ist groß – oft sind das Knie, die Sprunggelenke oder die Hände betroffen. Neben Schmerzen und menschlichem Leid bringen diese Arbeitsunfälle auch finanzielle Aufwände für den Verunfallten, den Betrieb und die Unfallversicherung mit sich. Lange Krankenstände, Behandlungskosten, Rentenleistungen sowie andere Folgewirkungen dieser Stürze kosten durchschnittlich rund 30.000,- Euro je Unfall. Ein Absturz zum Beispiel von Leitern, Gerüsten oder Dächern summiert sich im Durchschnitt auf mehr als 55.000,- Euro je Unfall.
Über die Aktion "500 Leben"
Die „Aktion 500 Leben“ der AUVA-Landesstelle Linz für mehr Sicherheit und Gesundheit in der Ausbildung und am Arbeitsplatz findet regelmäßig in der Berufsschule Freistadt (Baufacharbeiter:innen) sowie in den Linzer Berufsschulen 2 (Zimmerer:innen) und 8 (Dachdecker:innen, Spengler:innen, Installateure:Installateurinnen und Isolierer:innen) statt.
Alle Infos und Publikationen sowie Kontakte zum AUVA-Fachbereich Bau finden Sie hier:
Bei Fragen zum Thema steht Ihnen das AUVA-Präventionsteam gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter: sichereswissen@auva.at