Freiwillige Hilfsorganisationen: Fokus auf Sicherheit
Die Mitglieder Freiwilliger Hilfsorganisationen setzen sich unermüdlich für das Wohl anderer ein, oft unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen. Dabei ist die Sicherheit und Gesundheit der Helfer:innen von größter Bedeutung, um ihre Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. In diesem Beitrag beleuchten wir zentrale Aspekte und Maßnahmen, die zur Förderung von Prävention im Freiwilligenwesen beitragen.
Freiwillige Hilfsorganisationen leisten wertvolle Dienste bei Notfällen, Katastrophen und sozialen Aufgaben. Für unsere Gesellschaft ist es daher von großer Bedeutung, die Einsatzbereitschaft und Effektivität dieser Organisationen zu gewährleisten. Essenziell hierfür sind die Sicherheit und Gesundheit der Mitglieder freiwilliger Hilfsorganisationen, welche oft gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind: Sie müssen schwere Ausrüstung tragen, in gefährlichen Umgebungen arbeiten oder lange Einsätze ohne ausreichende Pausen bewältigen. In diesem Beitrag finden Sie wichtige Aspekte und Maßnahmen zur Förderung von Prävention, Sicherheit und Gesundheit im Freiwilligenwesen.
Schulungen und regelmäßige Übungen
Regelmäßige Schulungen und Übungen sind essenziell, um die Mitglieder Freiwilliger Hilfsorganisationen auf verschiedene Szenarien vorzubereiten. Durch praxisnahe Übungen können die Freiwilligen ihre Fähigkeiten verbessern und im Einsatzfall sicher und effizient handeln.
Mitglieder Freiwilliger Hilfsorganisationen bei Ausbildung, Übung und Einsatz sowie auf damit verbundenen Wegen bei der AUVA beitragsfrei unfallversichert sind? Bei einem Unfall im Zusammenhang mit diesen Tätigkeiten besteht der gleiche Versicherungsschutz wie bei einem Arbeitsunfall. Der gesetzliche Versicherungsschutz durch die AUVA umfasst Organisationen wie die Feuerwehr, Wasserrettung, das Rote Kreuz, den Samariterbund oder die Bergrettung.
Mehr Infos zum Versicherungsschutz gibt’s in der Versicherten-Information für Hilfsorganisationen.
Optimaler Schutz: Schutzkleidung und Ausrüstung für Freiwillige
Die Bereitstellung von angemessener Schutzkleidung und Ausrüstung ist unerlässlich, um die Sicherheit der Freiwilligen zu gewährleisten. Dies umfasst Helme, Handschuhe, Schutzbrillen und spezielle Kleidung für verschiedene Einsatzszenarien. Regelmäßige Überprüfungen und Wartungen der Ausrüstung sind ebenfalls wichtig, um deren Funktionstüchtigkeit sicherzustellen. Doch nicht nur die Ausrüstung an sich, auch der richtige und sichere Gebrauch muss regelmäßig geübt werden, um im Einsatz entsprechend geschützt zu sein.
Ergonomische Bedingungen: Gesundheit im Einsatz sichern
Viele Helfer:innen sind Situationen ausgesetzt, in denen sie schwere Lasten tragen oder in herausfordernden Körperhaltungen agieren müssen. Eine gute körperliche Verfassung der Mitglieder ist jedoch entscheidend für ihre langfristige Einsatzfähigkeit. Werden ergonomische Werkzeuge und Arbeitsmittel bereitgestellt, Schulungen und bewusstseinsbildende Maßnahmen zur richtigen Hebe- und Tragetechnik angeboten und das Einhalten regelmäßiger Pausen gefördert, so lassen sich körperliche Belastungen und Verletzungen soweit wie möglich minimieren.
Gerade im Rettungsdienst gibt es viele Tätigkeiten, die körperlich belastend sind: Heben, Tragen und Umbetten von Personen, schwere Ausrüstungsgegenstände, die mitgeschleppt werden müssen, ungewöhnliche Körperhaltung beim Versorgen der Patienten:Patientinnen, usw. Nur wenige wissen, dass bereits kleine Änderungen in der Bewegung, die richtige Hebe-Technik und ein wenig Übung wesentliche Erleichterungen für den Stützapparat bringen können.
- Damit ein guter Stand beim Hochheben vorhanden ist, sollte festes Schuhwerk mit rutschfester Sohle getragen werden, am besten Sicherheitsschuhe der Klasse S2 mit Anstoßkappe, damit die Zehen geschützt sind.
- Beim Hebevorgang sollte ein Fuß immer komplett und fest am Boden aufgesetzt sein. Wenn möglich sollte das Hüftgelenk nicht tiefer als das Kniegelenk sein, unter Umständen müssen die Helfer:innen auch ein Knie am Boden aufsetzen (Heben direkt vom Boden mit der Krankentrage, Vakuummatratze, etc.).
- Rundrücken, eine Hohlkreuzbildung oder auch ein Verdrehen der Wirbelsäule sollten möglichst vermieden werden.
- Achtung! Im Hebevorgang ist auch das Absetzen der Last rückenschonend durchzuführen, d. h. Lasten wieder standsicher aus den Beinen mit geradem Rücken absetzen.
5 Tipps zum richtigen Heben und Tragen:
- Guter Stand in geeignetem Schuhwerk
- Gerader Rücken
- Knie beugen (aus den Beinen heben)
- Last sicher greifen
- Last nahe am Körper heben
Hände gut, alles gut …
Unsere Hände sind unser wichtigstes Werkzeug. Das gilt auch für Mitglieder freiwilliger Hilfsorganisationen. Dass wir sie mit besonderer Sorgfalt behandeln und pflegen sollten, darauf vergessen leider auch die besten Einsatzkräfte im Arbeitsalltag viel zu oft. Gerade Rettungssanitäter:innen laufen Gefahr, beim Einsatz Schnitt- oder Quetschverletzungen der Hände zu erleiden. Eine häufige Verletzungsgefahr stellt z. B. das Öffnen der Brechampullen dar - diese splittern beim Öffnen leicht und können so zu Handverletzungen führen. Die Lösung: Verwenden Sie einen Ampullenöffner oder, falls dieser nicht vorhanden ist, halten Sie die Ampulle mit zwei Tupfern, um Verletzungen zu vermeiden.
Ein Sonderfall der Handverletzungen im Rettungsdienst ist die Nadelstichverletzung. Die Verletzung selbst ist dabei geringfügig und, sollte es sich um eine sterile Nadel etc. handeln, meist auch unproblematisch. Leider passieren die meisten Nadelstichverletzungen mit bereits benützten Nadeln. Um Stichverletzungen sicher auszuschließen, sind Systeme mit integrierten Sicherheits- und Schutzmechanismen zu verwenden – die richtige Handhabung und sichere Entsorgung im Abwurfbehälter ist aber auch bei diesen Systemen unbedingt notwendig.
Mit dem Drei-Punkte-Hautschutzprogramm „Hautschutz – Hautreinigung – Hautpflege“ können bei hautbelastenden Tätigkeiten, zu denen Gesundheitsberufe und damit auch der Rettungsdienst gehören, viele Hautschäden (trockene, schuppende oder juckende Haut, Ekzeme oder Allergien) bereits im Vorfeld vermieden werden. Sobald Hautveränderungen sichtbar sind, sollte man diese unbedingt rasch von einem:einer Hautarzt:Hautärztin abklären lassen.
Umgang mit psychisch belastenden Situationen
Viele Einsatzerlebnisse können zu Stress, Angstzuständen und sogar posttraumatischen Belastungsstörungen bei den Mitgliedern freiwilliger Hilfsorganisationen führen. Um diesen gesundheitlichen Herausforderungen zu begegnen, ist es wichtig, dass Hilfsorganisationen umfassende Unterstützungsmaßnahmen anbieten, wie regelmäßige Gesundheitschecks, psychologische Betreuung und Schulungen zur Stressbewältigung. Nur so kann die langfristige Gesundheit und Einsatzfähigkeit der Freiwilligen sichergestellt werden.
Freiwillige denken meist daran, anderen zu helfen. Dabei übersehen sie eventuell, dass sie selbst in schwierigen Situationen Hilfe benötigen. Hilfe erhalten Betroffene entweder innerhalb der eigenen Hilfsorganisation (z. B. bei Peers) oder bei folgenden Kontaktstellen Notfallpsychologie.
Auf den Nachwuchs achten!
Die Zukunft freiwilliger Hilfsorganisationen hängt von der Gewinnung und Förderung junger Mitglieder ab. Nachwuchskräfte bringen frische Energie und neue Perspektiven ein. Attraktive Ausbildungsprogramme und Mentoring durch erfahrene Mitglieder sind essenziell. Sicherheit spielt bei der Ausbildung des Nachwuchses eine zentrale Rolle. Junge Mitglieder müssen von Anfang an in Sicherheitsprotokolle und -maßnahmen eingeführt werden, um ihre eigene Gesundheit und die ihrer Kameraden:Kameradinnen zu schützen. Führungskräfte tragen hierbei eine besondere Verantwortung. Sie müssen sicherstellen, dass für die jungen Freiwilligen regelmäßige Schulungen und Übungen zur sicheren Handhabung von Ausrüstung und zur Bewältigung gefährlicher Situationen stattfinden. Nur durch eine nachhaltige Nachwuchsarbeit und ein konsequentes Sicherheitsbewusstsein kann die Einsatzbereitschaft der Hilfsorganisationen langfristig gesichert werden.
Präventionsmaßnahmen
Um die Arbeit der freiwilligen Helfer:innen möglichst sicher und gesund zu gestalten, sollten spezifische Präventionsmaßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören regelmäßige Sicherheitsbriefings vor Einsätzen, die Identifizierung und Minimierung potenzieller Gefahrenquellen sowie die Förderung einer Kultur der Sicherheitsbewusstheit innerhalb der Organisation. Durch die proaktive Identifikation von Risiken und die Implementierung von Präventionsstrategien können Unfälle und gesundheitliche Beeinträchtigungen vermieden werden. Auch gesundheitsfördernde Maßnahmen wie regelmäßige Gesundheitschecks, Impfungen und Fitnessprogramme können dazu beitragen, die allgemeine Gesundheit der Mitglieder zu verbessern. Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind ebenfalls wichtige Faktoren, um die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten.
Bei Fragen zum Thema steht Ihnen das AUVA-Präventionsteam gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter sichereswissen@auva.at