Selbst-Check: Wie belastet sind Sie am Arbeitsplatz?
Wie stark sind Sie in Ihrem Job belastet? Machen Sie den Belastungs-Check – und lesen Sie, was unsere Arbeitsmedizinerin dazu rät.
Belastungen im Arbeitsalltag können sich in allen Branchen zeigen – sei es körperlich, psychisch oder beides zugleich. Wenn Erschöpfung, Schmerzen oder ständiger Druck zur Gewohnheit werden, kann das langfristig krank machen.
Wie stark wirken die Anforderungen im Job auf Sie persönlich? Unser kurzer Selbst-Check* hilft, Warnsignale besser zu erkennen und die eigene Situation einzuschätzen.
Ergänzend dazu beantwortet Dr. Melanie Tusak, Fachärztin für Arbeitsmedizin, zentrale Fragen: Woran merkt man, dass Belastungen zu viel werden? Welche Erkrankungen können daraus entstehen? Welche Rolle spielt Ergonomie – und was hilft uns, gesund zu bleiben?
Wie belastet sind Sie? Machen Sie den Selbst-Check!
So geht's: Beantworten Sie die folgenden Fragen spontan. Wählen Sie jeweils die Antwort, die am ehesten zutrifft, und notieren Sie die Punkte. Addieren Sie am Ende Ihre Gesamtzahl.
1. In meiner Arbeit habe ich genug Zeit für die Erledigung meiner Aufgaben.
- Trifft gar nicht zu (4 Punkte)
- Trifft wenig zu (3 Punkte)
- Trifft mittelmäßig zu (2 Punkte)
- Trifft überwiegend zu (1 Punkt)
- Trifft völlig zu (0 Punkte)
2. An meinem Arbeitsplatz bin ich weder Lärm noch Staub, Hitze, Kälte oder anderen Umweltfaktoren ausgesetzt.
o Trifft gar nicht zu (4 Punkte)
o Trifft wenig zu (3 Punkte)
o Trifft mittelmäßig zu (2 Punkte)
o Trifft überwiegend zu (1 Punkt)
o Trifft völlig zu (0 Punkte)
3. Meine Leistung wird von Vorgesetzten anerkannt.
o Trifft gar nicht zu (4 Punkte)
o Trifft wenig zu (3 Punkte)
o Trifft mittelmäßig zu (2 Punkte)
o Trifft überwiegend zu (1 Punkt)
o Trifft völlig zu (0 Punkte)
4. Meine Arbeit verrichte ich in einseitigen Haltungen (z. B. bei langem Sitzen, Stehen oder knienden Tätigkeiten).
o Trifft gar nicht zu (0 Punkte)
o Trifft wenig zu (1 Punkt)
o Trifft mittelmäßig zu (2 Punkte)
o Trifft überwiegend zu (3 Punkte)
o Trifft völlig zu (4 Punkte)
5. Mir stehen ergonomische Hilfsmittel (z. B. höhenverstellbarer Tisch, Hebehilfen, ergonomische Werkzeuge) zur Verfügung.
o Trifft gar nicht zu (4 Punkte)
o Trifft wenig zu (3 Punkte)
o Trifft mittelmäßig zu (2 Punkte)
o Trifft überwiegend zu (1 Punkt)
o Trifft völlig zu (0 Punkte)
6. Für kurze Pausen oder Bewegungsphasen ist Zeit vorhanden.
o Trifft gar nicht zu (4 Punkte)
o Trifft wenig zu (3 Punkte)
o Trifft mittelmäßig zu (2 Punkte)
o Trifft überwiegend zu (1 Punkt)
o Trifft völlig zu (0 Punkte)
7. Außerhalb der Arbeitszeit bin ich beruflich erreichbar.
o Trifft gar nicht zu (0 Punkte)
o Trifft wenig zu (1 Punkt)
o Trifft mittelmäßig zu (2 Punkte)
o Trifft überwiegend zu (3 Punkte)
o Trifft völlig zu (4 Punkte)
8. Durch meine Arbeit machen sich körperliche Beschwerden (z. B. Rücken-, Nacken-, Gelenkschmerzen) bemerkbar.
o Trifft gar nicht zu (0 Punkte)
o Trifft wenig zu (1 Punkt)
o Trifft mittelmäßig zu (2 Punkte)
o Trifft überwiegend zu (3 Punkte)
o Trifft völlig zu (4 Punkte)
9. Die Arbeitsanforderungen sind für mich bewältigbar.
o Trifft gar nicht zu (4 Punkte)
o Trifft wenig zu (3 Punkte)
o Trifft mittelmäßig zu (2 Punkte)
o Trifft überwiegend zu (1 Punkt)
o Trifft völlig zu (0 Punkte)
10. Führungskräfte achten auf eine Reduktion von Belastungen
o Trifft gar nicht zu (4 Punkte)
o Trifft wenig zu (3 Punkte)
o Trifft mittelmäßig zu (2 Punkte)
o Trifft überwiegend zu (1 Punkt)
o Trifft völlig zu (0 Punkte)
Auswertung
Zählen Sie Ihre Punkte zusammen:
0–10 Punkte: Geringe Belastung
Ihre Arbeitsbedingungen sind derzeit insgesamt gut, Sie scheinen mit Anforderungen und Pausen gut umzugehen. Achten Sie darauf, dass es so bleibt – regelmäßige Bewegung, bewusste Erholung und gute Kommunikation helfen, Ihr Wohlbefinden langfristig zu sichern.
11–20 Punkte: Mittlere Belastung
Es gibt einige Faktoren, die Sie regelmäßig beanspruchen. Beobachten Sie, welche Situationen besonders anstrengend sind, und suchen Sie gezielt nach Ausgleich – z. B. durch kurze Bewegungspausen, klarere Arbeitsabsprachen oder kleine Veränderungen im Arbeitsumfeld.
21–30 Punkte: Hohe Belastung
Ihre Arbeit wirkt sich bereits spürbar auf Ihr Wohlbefinden aus. Überlegen Sie, was Sie selbst verändern können, und sprechen Sie mit Präventivfachkräften (Arbeitsmediziner:in, Sicherheitsfachkraft) über mögliche Anpassungen. Auch Fachkräfte für Ergonomie oder Arbeitspsychologen:-psychologinnen können hier wertvolle Unterstützung bieten.
31–40 Punkte: Sehr hohe Belastung
Es besteht dringender Handlungsbedarf. Holen Sie sich Unterstützung und suchen Sie gemeinsam mit Vorgesetzten und Präventivfachkräften nach gezielten Entlastungsmöglichkeiten. Werden Sie aktiv – Ihre Gesundheit sollte oberste Priorität haben.
* Dieser Selbst-Check unterstützt Sie dabei, Ihr persönliches Belastungsempfinden grob einzuschätzen. Er erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Gültigkeit und ist nicht mit einer arbeitsmedizinischen Beratung oder Evaluierung vergleichbar.
Fazit
Belastungen können in jedem Job auftreten – entscheidend ist, ob sie dauerhaft zu stark werden. Ein Belastungs-Check ersetzt keine medizinische oder psychologische Beratung, hilft aber, die eigene Situation klarer einzuschätzen.
Wenn Sie merken, dass Ihre Belastung hoch ist, sprechen Sie das Thema offen an: im Team, mit Führungskräften, beim Betriebsrat oder mit Fachkräften für Arbeitssicherheit und Ergonomie. Manchmal können schon kleine Maßnahmen wie kurze Pausen, ergonomische Anpassungen oder klarere Absprachen viel bewirken.
Wenn Belastung krank macht
Ein Gespräch mit unserer Arbeitsmedizinerin
Körperliche und psychische Beanspruchungen sind allgegenwärtig: in der Produktion, im Büro, in Pflegeberufen oder im Außendienst. Doch wenn Erschöpfung, Schmerzen oder Schlafprobleme zur Regel werden, ist Beanspruchung zur Belastung geworden, und das kann langfristige Folgen für Gesundheit und Leistungsfähigkeit haben.
Wir haben mit Dr. Melanie Tusak, Fachärztin für Arbeitsmedizin, gesprochen. Sie erklärt, woran man zu hohe Belastungen erkennt, welche Erkrankungen daraus entstehen können – und was Betriebe und Beschäftigte tun können, um gegenzusteuern.
Frau Dr. Tusak, woran merken Beschäftigte selbst, dass Belastungen im Job nicht nur kurzfristig, sondern dauerhaft zu viel werden?
Die Warnsignale sind sehr individuell – sie reichen von Kopfschmerzen, Erschöpfung und nachlassender Belastbarkeit über Konzentrationsstörungen bis hin zu körperlichen Beschwerden wie Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen. Wichtig ist, auf beginnende Beschwerden zu achten, um frühzeitig reagieren zu können.
Ein wesentlicher Baustein zur Vorbeugung ist die Arbeitsplatzevaluierung, die laut § 4 ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) in jedem Betrieb verpflichtend ist. Arbeitgeber:innen müssen dabei Gefahren für Sicherheit und Gesundheit ermitteln und beurteilen. Präventivfachkräfte - also Arbeitsmediziner:innen und Sicherheitsfachkräfte - wie auch Arbeitspsychologen:Arbeitspsychologinnen und Ergonomen:Ergonominnen unterstützen dabei, Maßnahmen zu entwickeln, um Belastungen zu reduzieren und die Arbeitsorganisation zu verbessern.
Welche typischen Erkrankungen können entstehen, wenn Belastungen am Arbeitsplatz dauerhaft zu hoch sind?
Körperliche Belastungen führen häufig zu Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen, Bandscheibenproblemen, Arthrosen, Muskelverspannungen oder Sehnenentzündungen. Diese entstehen oft durch schweres Heben, Tragen, einseitige Bewegungen oder ungünstige Haltungen – auch durch zu langes Sitzen. Laut Statistik Austria kam es im Jahr 2024 zu über 681.000 Krankenständen aufgrund von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, mit einer durchschnittlichen Dauer von mehr als 15 Tagen. Das zeigt, wie groß der Handlungsbedarf ist.
Langes Sitzen, kombiniert mit anhaltendem Stress durch Zeitdruck oder hoher Arbeitsbelastung, kann darüber hinaus auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Nicht umsonst bezeichnet man das überwiegende Sitzen heute oft als „das neue Rauchen“. Auch wenn die Ursachen in Bezug auf Zwangshaltungen nicht vergleichbar sind, zeigt der Ausdruck, wie stark Bewegungsmangel die Gesundheit beeinflussen kann.
Wir brauchen individuelle Konzepte statt Standardlösungen.
Viele denken bei Belastungen sofort an Stress oder Rückenschmerzen. Gibt es auch überraschende Faktoren, die Sie in der Praxis oft sehen?
Ja, ein interessanter Zusammenhang besteht zwischen Haltung und Sehen: Wenn die Sehschärfe – etwa im Nahbereich – nachlässt, versucht der Körper dies unbewusst durch eine veränderte Haltung zu kompensieren. Das führt häufig zu Verspannungen und Spannungskopfschmerzen. Umgekehrt verbessert gutes Sehen auch die Körperhaltung. Deshalb ist die arbeitsmedizinische Vorsorge, insbesondere ein regelmäßiger Sehtest und Anpassung von Bildschirmarbeitsplatzbrillen, ein wichtiger Präventionsfaktor.
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Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Was sollte in allen Betrieben umgesetzt werden, um Überlastungen zu vermeiden? Â
Ich wünsche mir individuelle Konzepte statt Standardlösungen. Ein ergonomischer Stuhl ist gut – aber nur, wenn er wirklich zur Person passt. Gleiches gilt für höhenverstellbare Tische, Werkbänke oder individuell einstellbare Fahrzeugsitze. Viele Betriebe zeigen bereits, dass maßgeschneiderte Lösungen funktionieren und sich langfristig positiv auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit auswirken.
Gleichzeitig kann jede:r selbst etwas tun, um gesund zu bleiben: regelmäßige Bewegungspausen, bewusstes Abschalten, kleine Dehn- oder Entspannungsübungen, ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung – all das unterstützt, gesund zu bleiben und Belastungen auszugleichen. Wer sowohl den Arbeitsplatz optimiert als auch auf sich selbst achtet, kann die Risiken deutlich reduzieren und langfristig leistungsfähig bleiben.
Sie möchten sich Ihre psychische Belastungssituation genauer ansehen? Machen Sie den AUVA-Kurzfragebogen zur Arbeitsanalyse (KFZA).
Weitere Informationen zur Evaluierung arbeitsbedingter psychischer Belastung finden Sie auf unserer Website.
Bei Fragen zum Thema steht Ihnen das AUVA-Präventionsteam gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter sichereswissen@auva.at