Augen im digitalen Stress
Unsere Augen sind von der Arbeit an Bildschirmen und Handydisplays zunehmend gestresst. Welche Maßnahmen ein entspanntes Sehen unterstützen, erfahren Sie hier.
Der Sehsinn ist das wichtigste Sinnessystem des Menschen. Er liefert einen Großteil der Informationen über die Außenwelt und beschäftigt ein Viertel des Gehirns mit der Verarbeitung von Information. Auch im Arbeitsalltag sind unsere Augen stark gefordert. Bei der Bildschirmarbeit oder beim Benutzen des Mobiltelefons tendieren wir dazu, unseren Blick zu lange auf eine kurze Distanz von 50 bis 70 cm zu fixieren. Darauf ist das menschliche Auge aber nicht ausgelegt. Es braucht Abwechslung, den Blick in die Ferne, um den Ziliarmuskel entspannen zu können. Der Ziliarmuskel ist jener Muskel, der die Krümmung der Augenlinse reguliert und so dafür sorgt, dass ein scharfes Bild auf der Netzhaut entstehen kann.
Die intensive Nutzung von Bildschirmen und die damit einhergehende ständige Anspannung des Ziliarmuskels haben Auswirkungen auf die Sehleistung. Der WHO zufolge werden bis 2030 weltweit über drei Milliarden Menschen von Kurzsichtigkeit betroffen sein, darunter auch immer mehr junge Menschen.
Die Dosis macht das Gift
Bildschirmarbeit liegt vor, wenn durchschnittlich ununterbrochen mehr als zwei Stunden oder durchschnittlich mehr als drei Stunden der Tagesarbeitszeit mit Arbeiten am Bildschirm verbracht werden. Wer im Zuge seiner beruflichen Tätigkeit Bildschirmarbeit verrichtet, unterliegt der Bildschirmarbeitsverordnung (BS-V). Darin ist z. B. auch geregelt, dass regelmäßige Bildschirmpausen einzuhalten sind. Alle 50 Minuten sollten die Augen für mindestens 10 Minuten vom Bildschirm abgewendet werden, z. B., um sich Tätigkeiten zu widmen, die eine andere Sehdistanz erfordern. So können z. B. Telefonate geführt werden, bei denen der Blick durch das Fenster ins Freie schweifen kann. Wird die Bildschirmpause jedoch damit verbracht auf das Smartphone zu schauen, können sich die Augen nicht entspannen. Ganz im Gegenteil: Sie werden durch die noch geringere Sehdistanz und noch kleinere Schrift noch mehr angestrengt. Wer auch in der Freizeit viel Zeit vor einem Bildschirm verbringt, belastet die Augen zusätzlich.
Was tun gegen digitalen Augenstress?
Beim Arbeiten am Bildschirm leisten unsere Augen Schwerstarbeit. Da überwiegend eine Sehrichtung und eine Entfernung vorgegeben sind, ermüdet das Sehsystem. Unser Blick muss ständig zwischen Vorlage und Bildschirm hin- und her wechseln, dazu kommen Reflexionen, Spiegelung oder unterschiedliche Kontraste, die es den Augen noch schwerer machen, sich anzupassen. Zusätzlich verringert sich bei Bildschirmarbeit die Lidschlagfrequenz. Dadurch wird nicht nur weniger Tränenflüssigkeit gebildet, sondern die vorhandene wird auch noch weniger gut verteilt. Die Augen fühlen sich dann oft trocken und gereizt an.
Folgende Maßnahmen helfen dabei, die Augen bei der Bildschirmarbeit zu unterstützen:
- Schaffen Sie – passend zur Tätigkeit – optimale Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz
- Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes (optimale Platzierung des Monitors, Höhe der Arbeits- und Sitzfläche) – Sie trägt ebenfalls dazu bei, die Belastungen der Augen gering zu halten.
- Sorgen Sie für regelmäßige Frischluftzufuhr und achten Sie auf ausreichend Luftfeuchtigkeit (40 – 70 % lt. AStV)
- Machen Sie regelmäßig Bildschirmpausen und lassen Sie den Blick zwischendurch in die Ferne schweifen (am besten ins Freie/Grüne), um die Augen zu entspannen.
- Trinken Sie ausreichend (am besten Wasser oder ungesüßten Tee). Das hält die Schleimhäute feucht und hilft bei trockenen Augen und auch gegen Kopfschmerzen
- Bei Bedarf können die Augen mehrmals täglich eingetropft werden.
- Lassen Sie regelmäßig Ihre Sehschärfe überprüfen, um festzustellen, ob eine spezielle Bildschirmbrille erforderlich ist.
Eine Frage des Alters?
Mit zunehmendem Alter verliert die Linse des Auges an Elastizität und die Flexibilität nimmt ab. Kann die Linse nicht mehr so stark gekrümmt werden, dass auch sehr nahe liegende Objekte scharf gesehen werden können, bezeichnen wir das als „Altersweitsichtigkeit“. Da die Linse im Alter auch zunehmend weniger lichtdurchlässig wird, benötigen ältere Arbeitnehmer:innen mehr Licht am Arbeitsplatz. Aber auch beim Lesen von Büchern und Dokumenten wird „helleres“ Licht, d. h. mehr Beleuchtungsstärke, benötigt. Auch die Pupille reagiert langsamer auf Lichtveränderungen und aufgrund der zunehmenden Verfärbung der Linse kann es zu einer Veränderung der Farbwahrnehmung und gesteigerter Empfindlichkeit gegenüber Blendung kommen. Optische Details oder Schattierungen lassen sich immer schwerer erkennen. Zudem produzieren die Augen weniger Tränenflüssigkeit, sodass sie sich trocken anfühlen.
Unabhängig vom Alter sollte die Sehschärfe regelmäßig überprüft werden. Ab dem 40. Lebensjahr sollte zudem eine zusätzliche Kontrolle von Augeninnendruck und Augenhintergrund durch den:die Augenarzt:Augenärztin erfolgen.
Bildschirmbrille – wozu?
Liegt Bildschirmarbeit im Sinne der BS-V vor, kann von dem:der Augenarzt:Augenärztin eine Bildschirmbrille verordnet werden. Diese ist, im Vergleich zu einer Lesebrille, speziell auf die Arbeitsdistanz am Bildschirm abgestimmt. Da Lesebrillen nur für Entfernungen im Nahbereich bis zu 40 cm geeignet sind, bringen sie bei der Bildschirmarbeit keine Verbesserung, denn der Sehabstand zum Bildschirm liegt zwischen 50 und 70 cm. Hier ermöglicht nur eine extra angepasste Bildschirmbrille ein scharfes und damit unangestrengtes Sehen. Ist das Sehvermögen oder die verwendete Brille für die Bildschirmarbeit nicht ausreichend oder passend, wird „für eine gute Sicht“ oft eine ungünstige Arbeitshaltung eingenommen und Nacken und Rücken unnötig zusätzlich belastet.
Eine Bildschirmbrille hat idealerweise ein geringes Gewicht, ist entspiegelt und nicht getönt. Liegt lt. Definition (siehe oben) Bildschirmarbeit vor und wird eine Bildschirmbrille verordnet, sind Arbeitgeber:innen dazu verpflichtet, die Kosten für eine Standardbrille zu übernehmen, die zum Schutz der Arbeitnehmer:innen bei der Bildschirmarbeit notwendig ist. Etwaige Kosten für eine darüber hinausgehende Ausstattung sind von dem:der Arbeitnehmer:in selbst zu tragen.
Lesen Sie hier ein ausführliches Interview des AUVA-Sicherheitsmagazins Alle!Achtung! mit Arbeitsmediziner Dr. Kurt Leodolter
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