
Die Zukunft der Arbeit: Führung virtueller Teams meistern
Von der technischen Ausstattung bis zur Beziehungsgestaltung – so gelingt die virtuelle Zusammenarbeit.
Die neuen Kommunikationstechnologien ermöglichen eine örtliche und zeitliche Flexibilisierung der Arbeit. Die virtuelle Zusammenarbeit ohne räumliche Einschränkungen hat den Vorteil, dass Kosten fĂ¼r BĂ¼roräume und Dienstreisen eingespart werden können. Die Mitarbeiter:innen gewinnen Zeitsouveränität und Verantwortung fĂ¼r die Gestaltung der eigenen Arbeit.
Diese neue Form des Zusammenarbeitens bringt aber auch neue Anforderungen mit sich, so dass FĂ¼hrungskonzepte angepasst werden mĂ¼ssen. Dabei lassen sich folgende Handlungsfelder unterscheiden:

1. Organisationaler Kontext
- Unternehmen mĂ¼ssen Rahmenbedingungen fĂ¼r die virtuelle Zusammenarbeit schaffen, in denen Mitarbeiter:innen effizient und gesund arbeiten können. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die Bereitstellung der notwendigen technischen Ausstattung. Unternehmen sollten daher Budgets fĂ¼r Geräte wie Laptops und Monitore sowie fĂ¼r Softwarelizenzen fĂ¼r Kollaborationstools einplanen.
- Die Wahl der richtigen Technologie ist entscheidend fĂ¼r die virtuelle Zusammenarbeit. Daher sollte regelmĂ¤ĂŸig Feedback von den Mitarbeitenden eingeholt werden, um sicherzustellen, dass die Tools den spezifischen Anforderungen des Teams entsprechen.
- Die Gestaltung der Arbeitsplätze und BĂ¼ros muss den unterschiedlichen BedĂ¼rfnissen der Mitarbeitenden Rechnung tragen. Zur BĂ¼rogestaltung gehören flexible Arbeitsplätze, multifunktionale Räume, Räume fĂ¼r Präsenz- und virtuelle Besprechungen sowie RĂ¼ckzugsmöglichkeiten und ruhige Arbeitsplätze fĂ¼r konzentriertes Arbeiten. Auch Sozialräume wie Sitzecken, KaffeekĂ¼chen oder Lounges dĂ¼rfen nicht fehlen, um informelle Kommunikation und Pausen zu fördern.
- Wichtig ist auch die technische UnterstĂ¼tzung bei Problemen. Unternehmen sollten daher sicherstellen, dass die Mitarbeiter:innen bei Problemen schnell Hilfe erhalten.

2. HerausforderunÂgen auf der Handlungsebene
- Neben der Auswahl der geeigneten Technologie ist oft auch der zielgerichtete Einsatz eine groĂŸe Herausforderung. Je nach Kommunikationsinhalt empfiehlt sich die Verwendung unterschiedlicher Kommunikationsmedien. Im Sinne des Media-Richness-Modells muss fĂ¼r jeden Kommunikationsinhalt der richtige Kanal gefunden werden. Aufgabe der FĂ¼hrungskräfte ist es, fĂ¼r die Medienwirkung der verschiedenen Instrumente zu sensibilisieren.
- Ausgehend von der Tatsache, dass je nach Kommunikationstool unterschiedlich viele Informationen Ă¼ber Gestik und Mimik vermittelt werden, stellt die Art und Weise der Interaktion mittels Technik eine weitere Herausforderung dar. Beispielsweise fallen diese Informationen bei der Kommunikation per E-Mail gänzlich weg. Daher ist es notwendig, dem schriftlichen Ausdruck mehr Aufmerksamkeit zu schenken, da die technikunterstĂ¼tzte Kommunikation ein erhöhtes Konfliktpotential mit sich bringt.
- Eine dritte Herausforderung ist die Zunahme der Kommunikation und die Organisation der Kommunikation. Denn in der virtuellen Zusammenarbeit geschieht Kommunikation nicht mehr nebenbei, sie muss vielmehr koordiniert werden. Bei der formalen Kommunikation Ă¼ber Ziele und Aufgaben funktioniert dies bei entsprechender Koordination nach wie vor gut. Die informelle Kommunikation nimmt jedoch ab, da ein zufälliges Treffen in der KaffeekĂ¼che oder beim Mittagessen durch die virtuelle Zusammenarbeit erschwert wird und in der Folge zu Informationsverlusten fĂ¼hrt. Obwohl sich die FĂ¼hrungskräfte der Bedeutung des informellen Austauschs bewusst sind, ergreifen sie selten konkrete MaĂŸnahmen zu dessen Förderung.

3. Vereinbarungen im Team
Die Flexibilisierung der Arbeitszeit ermöglicht den Mitarbeitenden eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. So können sich Mitarbeitende nachmittags um die Kinderbetreuung kĂ¼mmern und abends wieder ihren beruflichen Aufgaben nachgehen. Dies erschwert jedoch die Zusammenarbeit und sollte im Team abgesprochen werden. FĂ¼hrungskräfte haben dabei die wichtige Aufgabe, diese Vereinbarungen mit dem Team zu erarbeiten und auf deren Einhaltung zu achten.
- Festlegen von Kernzeiten fĂ¼r gemeinsames Arbeiten, in denen Mitarbeitende fĂ¼r Kollegen:Kolleginnen bzw. Kunden:Kundinnen erreichbar sein sollten
- Festlegen von Zeiten der Nicht-Erreichbarkeit
- Festlegen von Systemen, mittels derer die Erreichbarkeit auĂŸerhalb dieser Kernzeiten transparent gemacht werden kann – zum Beispiel durch Freischalten des Kalenders oder durch die Anzeige des Status in Kommunikationstools
- Festlegen von regelmĂ¤ĂŸigen Besprechungsterminen – auch in Präsenz

4. Veränderte BeziehungsÂgestaltung
FĂ¼hrungskräfte sind es gewohnt, ihre Mitarbeitenden bei der Arbeit zu sehen und haben so zumindest das GefĂ¼hl zu wissen, was ihre Mitarbeitenden leisten. Bei der virtuellen Zusammenarbeit funktioniert das nicht mehr. So entsteht bei manchen FĂ¼hrungskräften der Eindruck, dass die Mitarbeitenden zu Hause oder unterwegs nicht so viel arbeiten. Dieser Eindruck wird verstärkt, wenn die Mitarbeitenden im Home Office nicht erreichbar sind.Â
Gegenseitiges Vertrauen ist daher in der digitalen Zusammenarbeit umso wichtiger und sollte aktiv gefördert werden, zum Beispiel durch Vereinbarungen zur Erreichbarkeit. Eine Möglichkeit kann sein, dass sich Mitarbeitende oder FĂ¼hrungskräfte spätestens 30 Minuten nach einer Kontaktaufnahme zurĂ¼ckmelden.
Aber auch die sozialen Beziehungen zwischen den Teammitgliedern werden durch die virtuelle Zusammenarbeit nicht optimal gefördert. Denn viele soziale Prozesse, die im direkten Kontakt spontan entstehen, mĂ¼ssen in der virtuellen Zusammenarbeit explizit koordiniert werden. Dadurch sinkt häufig die soziale UnterstĂ¼tzung. Dies kann sich negativ auf die Beanspruchung auswirken, denn soziale UnterstĂ¼tzung ist eine zentrale Ressource in belastenden Situationen.
Deshalb ist es wichtig, dass die Teammitglieder die Möglichkeit haben, sich regelmĂ¤ĂŸig auszutauschen, und zwar nicht nur online, sondern auch persönlich.
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Fazit
Die vier Handlungsfelder zeigen, dass die FĂ¼hrungskräfte in der Kommunikation mit den Mitarbeitenden weiterhin gefordert sind und das AusmaĂŸ der Kommunikation durch die virtuelle Zusammenarbeit erhöht wird. Vieles, was im persönlichen Kontakt nebenbei entsteht, wie soziale Beziehungen und Vertrauen, muss in der virtuellen Zusammenarbeit aktiv angegangen und geplant werden. Dies bindet Ressourcen der FĂ¼hrungskräfte. Auf der betrieblichen Ebene ist daher auch immer wieder zu prĂ¼fen, ob die FĂ¼hrungssituation es zulässt, diese erhöhte Kommunikation mit den Mitarbeitenden zu ermöglichen. Denn nur wenn die Zusammenarbeit auch virtuell funktioniert, können die Mitarbeitenden leistungsfähig und gesund bleiben und die Vorteile der Flexibilisierung genutzt werden.
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