Zamrznuti Tonovi / Adobe Stock Mann mit Headset sitzt vor zwei Bildschirmen

Gesunder Rücken im digitalen Zeitalter

Wie Sie durch ergonomische Maßnahmen und bewusste Nutzung von Kommunikationstechnologien Rückenschmerzen vermeiden.

08.05.2025
5 Minuten
Markus Ruppnig
Schlagwörter: Digitalisierung, Ergonomie

E-Mails und Diensthandys sind im Arbeitsalltag unverzichtbar geworden. Auch die Nutzung von Videokonferenz-Tools und Telearbeit hat deutlich zugenommen. Der Einsatz dieser Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglicht es den Beschäftigten zeit- und ortsunabhängig zu arbeiten.

Seit der Corona-Pandemie wird Telearbeit weiterhin häufig genutzt. Infolgedessen wächst das Bewusstsein österreichischer Unternehmen, bei der Arbeitsplatzevaluierung die Risikofaktoren durch digitale Technologien zu berücksichtigen. Die häufigsten physischen und psychischen Risikofaktoren sind langes Sitzen (71 %), steigende Arbeitsintensität (53 %) und sich wiederholende Bewegungen (52 %). Nahezu die Hälfte der befragten Unternehmen identifizierte Informationsüberlastung (46 %) und das Verschwimmen der Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben (32 %) als Gesundheitsrisiken (ESENER 2024, Daten für Österreich).

Wenn Arbeitsplätze nicht den aktuellen ergonomischen Empfehlungen entsprechen, kann dies die Körperhaltung, die Augengesundheit und das Wohlbefinden bei der täglichen Arbeit beeinträchtigen.

R.Reichhart Mann sitzt in gekrümmter Haltung vor einem Bildschirm

Negativer Effekt der Lesebrille auf die Körperhaltung, denn um scharf zu sehen, muss der Oberkörper nach vorne gebeugt werden. 

Belastete Augen und Rücken ermüden im Arbeitsalltag

Die Augen sind ein wesentlicher Bestandteil eines komplexen neurologischen Systems, das die Körperhaltung und -bewegung beeinflusst und steuert. Ein starrer Blick auf Display oder Monitor ohne Pause belastet nicht nur die Augen, sondern auch die Rumpfmuskulatur. Wenn wir uns hinsetzen, wird die untere Körperhälfte nahezu inaktiv, da die Gesäßmuskulatur sich ihre Spannung reduziert. Ohne diese Muskelgruppen muss die Rumpfmuskulatur die natürliche Krümmung und das Gewicht des Rumpfes halten, was schnell zu Ermüdung führt. 

Dies führt oft zu einer schlechten Haltung, bei der sich die Brustwirbel und Schultern nach vorne abrunden. Um weiterhin mit den digitalen Systemen arbeiten zu können, wird die Halswirbelsäule (HWS) überstreckt, was zu einer „Geierkopfhaltung“ (Forward Head Posture) führt. 

 

Die Körperhaltung ist entscheidend

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) warnt nach Studienergebnissen von Dr. Kenneth K. Hansraj davor, dass eine Beugung der HWS um circa 15 Grad nach vorne nicht nur das durchschnittliche Kopfgewicht von 4 bis 6 Kilogramm beträgt, sondern zusätzlich 12 Kilogramm Belastung auf die HWS einwirkt.

Eine solche Körperhaltung über einen längeren Zeitraum, bei täglich vier Stunden und mehr Bildschirmarbeit, kann zu Verhärtungen und Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich führen. Studien legen nahe, dass eine nach vorne geneigte Kopfhaltung bei der Arbeit am Computer auch zu Gleichgewichtsstörungen bei gesunden Erwachsenen führen kann (Kang Jung-Ho et al., 2012).

L.Hofreiter / AUVA Illustration der Belastung der Nackenmuskulatur bei Handynutzung

Den Spannungs­zustand des Körpers senken

Grund dafür sind meist Muskeln und Faszien, die dem Prinzip „Form Follows Function“ folgen. Faszien sind das Bindegewebe, das Muskeln, Organe und andere Strukturen im Körper umhüllt. Chronische Anspannung und Ausschüttung von Stresshormonen führen dazu, dass Faszien ihre Elastizität verlieren, verkleben und verhärten. Muskeln hingegen erhöhen ebenfalls ihren Spannungszustand und verhärten. Die Folge sind eingeschränkte Beweglichkeit, Schmerzen und eine gestörte Durchblutung sowie Nervenfunktion.

Verspannungen in einer dieser Regionen können Beeinträchtigungen des Sehvermögens zur Folge haben (Richter, 2005), da die Blutzirkulation und der Flüssigkeitstransport zu den Augen beeinträchtigt sein kann. Dies führt zu einer schlechteren Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff. Die Augen können somit schneller ermüden, was unweigerlich zu einer ungünstigen Körperhaltung führt.

Drobot Dean Web / Adobe Stock Lächelnde Frau mit Headset sitzt vor einem Bildschirm

Um die Gesundheit und Produktivität der Mitarbeiter:innen zu erhalten, sollten im Rahmen der ergonomischen Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen folgende Empfehlungen bedacht werden:

Optimale Arbeitsplatz­gestaltung

  • Der Arbeitsraum bietet genügend Arbeitsfläche, um alle notwendigen Arbeitsmittel und Dokumente bequem unterzubringen.
  • Die Kabel sind so verlegt, dass sie keine Stolperstellen bilden und die Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleistet ist.
  • Es bestehen ausreichende Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz sowohl durch Tageslicht als auch durch Kunstlicht.
  • Durch künstliche Beleuchtung soll eine Beleuchtungsstärke von mindestens 500 Lux am Arbeitsplatz gewährleistet werden.
  • Die Licht- und Helligkeitsverteilung im Arbeitsraum ist möglichst gleichmäßig, um Blendungen und Schattenbildung zu vermeiden.
  • Es besteht ausreichend Sichtverbindung ins Freie, um eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
R.Reichhart / AUVA Gegenüberstellung der Körperhaltung eines Mannes bei sitzender und stehender Bildschirmarbeit

Tisch-Stuhl-System

  • Der Arbeitstisch bietet je nach Arbeitsaufgabe und Art der Arbeitsmittel eine ausreichend große Arbeitsfläche.
  • Der Tisch ist (elektrisch) höhenverstellbar und idealerweise bis in den Stehbereich anpassbar.
  • Es ist ausreichend Beinraum vorhanden, um eine komfortable Sitzposition zu ermöglichen.
  • Die Tischoberfläche ist nicht spiegelnd und frei von Reflexionen, um Augenbelastungen zu vermeiden.
  • Die Sitzhöhe des Arbeitsstuhls ist verstellbar und an die Körpergröße anpassbar.
  • Der Arbeitsstuhl verfügt über Armlehnen, die ein bequemes Abstützen der Unterarme ermöglichen, ohne die Schultern hängen zu lassen oder hochzuziehen. Die Armlehnen sind verstellbar.
  • Die Rückenlehne oder zumindest die Lordosenstütze ist in der Höhe verstellbar.
  • Die Wirbelsäule wird aktiv durch die Rückenlehne unterstützt, und sie lässt ein dynamisches Sitzen zu. Die Lordosenstütze befindet sich auf Höhe der natürlichen Vorwölbung der Wirbelsäule.
  • Die Referenzsitzposition kann eingenommen werden: Das Becken hat Kontakt zur Lehne, die Unterschenkel stehen nahezu rechtwinkelig zum Oberschenkel (90° bis 110°), und zwischen Sesselkante und Kniekehle sind zwei bis vier Finger Platz.
  • Tischhöhe und Arbeitsstuhl können so an die Körpergröße angepasst werden, dass folgende ergonomisch günstige Arbeitshaltung ermöglicht wird:

    • Die Füße haben vollflächig Kontakt zum Boden (bzw. zur Fußstütze).
    • Unterarme und Oberschenkel sind etwa parallel zum Boden.
    • Unterarme liegen bei aufrechter Sitzposition mit einem nahezu rechten Winkel zu den Oberarmen auf der Armlehne auf (Vorsicht: Handgelenke sind nicht auf der Tischkante platziert).
    • Oberarme hängen locker herab, Schultern sind locker.
  • Bei einem höhenverstellbaren Tisch wird die Arbeitsfläche so eingestellt, dass die Oberarme locker herabhängen und die Unterarme parallel zum Boden sind.
R.Reichhart / AUVA Seitenaufnahme eines Mannes an einem Bildschirmarbeitsplatz

Bildschirm­aufstellung

  • Der Bildschirm entspricht dem Stand der Technik (strahlungsarm, kein Flimmern, scharfe Zeichendarstellung) und funktioniert einwandfrei.
  • Die Bildschirmgröße ist für die Arbeitsaufgabe geeignet. Empfohlene Mindestgröße der Bildschirmdiagonale für Flachbildschirme:

    • Mindestens 17 Zoll für Textverarbeitung (übliche mehrfarbige Text- und Bilddarstellung).
    • Mindestens 19 Zoll für Grafik, CAD, Fotosatz und andere Spezialanwendungen.
  • Die Blickrichtung zum Bildschirm ist parallel zur Fensterfläche im Raum. Bei mehreren Fensterflächen im Raum soll die Blickrichtung parallel zu jener mit dem hellsten Tageslichteinfall sein.
  • Es wird sichergestellt, dass keine hellen Fensterflächen direkt hinter dem Bildschirm sind.
  • Der Sehabstand zwischen Augen und Bildschirm sollte je nach Bildschirm- und Zeichengröße sowie Auflösung zwischen 50-75 cm liegen.
  • Die oberste Informationszeile des Bildschirmes sollte nicht über Augenhöhe, besser unterhalb der Augenhöhe liegen.
  • Der dreh- und neigbare Bildschirm ist leicht nach hinten geneigt, sodass die Blickrichtung leicht nach unten geht (Richtwert: Sehachse bei Blick auf die Bildschirmmitte etwa 35° abwärts geneigt – abhängig von der Bildschirmgröße).
  • Die Schriftgröße ist individuell einstellbar und/oder beträgt mindestens 3,5 mm bei Großbuchstaben.

 

Fazit

Wer viel am Bildschirm arbeitet oder liest, sollte auf regelmäßige Pausen, eine ergonomische Haltung und eine optimale Ausrichtung des Bildschirms achten, um Augen und Körper zu schonen. Das alles kann helfen, visuelle Belastungen zu reduzieren und eine gesunde Haltung am Arbeitsplatz zu fördern.

Webinar: "Sicher digital sehen"

In diesem kostenlosen Webinar geht es um Augengesundheit am Bildschirmarbeitsplatz. AUVA-Vertreter:innen der Fachbereiche Arbeitsmedizin und Ergonomie erklären u. a., was man unter "digitalem Augenstress" versteht, wie man ihn vermeiden kann und warum ein ergonomisch eingerichteter Bildschirmarbeitsplatz so bedeutend für unsere Rücken- und Augengesundheit ist.

16. Oktober 2025 | 10:00 - 11:30 Uhr

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