
Auftakt: Digitale Arbeitswelt im Fokus
Die Auftaktveranstaltung zur neuen AUVA-Kampagne „Gemeinsam sicher digital“ fand am 9. Oktober 2024 im Haus der Digitalisierung in Tulln statt. Unter dem Motto „Sicher & gesund 5.0“ beleuchteten namhafte Vortragende die möglichen Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitnehmer:innenschutz und wie präventive Maßnahmen und menschzentrierte Technologienutzung eine sichere und gesunde Arbeitswelt fördern können.
Die Digitalisierung beeinflusst die Art, wie wir arbeiten, leben und kommunizieren grundlegend. Für die Prävention und den Arbeitnehmer:innenschutz bringen diese Veränderungen sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich. Dies wurde während der AUVA-Veranstaltung „Sicher & gesund 5.0 - Digitale Arbeitswelt im Fokus“ deutlich, bei der hochkarätige Experten:Expertinnen ihre Erkenntnisse teilten. Der mit einer 360-Grad-Videoleinwand ausgestattete Vortragssaal im „Haus der Digitalisierung“ in Tulln bot dafür den perfekten Rahmen.
Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Digitalisierung
„Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt völlig, das spürt auch der kleinste Betrieb“, betonte KommR Peter Engelbrechtsmüller, AUVA-Landesstellen-Vorsitzender für Wien, Niederösterreich und Burgenland. Er unterstrich im Zuge der Veranstaltungseröffnung auch die Bedeutung und Notwendigkeit einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema.
AUVA-Präventionsschwerpunkt „Gemeinsam sicher digital“
Der aktuelle AUVA-Präventionsschwerpunkt „Gemeinsam sicher digital“, der bis 2026 läuft, beleuchtet die Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Arbeitswelt. Klaus Wittig, Leiter der Sicherheitstechnischen Prüfstelle (STP) der AUVA, stellte die Kampagne und ihre Ziele vor: „Die Digitalisierung ist angekommen und lässt sich nicht wegschieben, doch auch mit und trotz der Digitalisierung wollen wir sichere und gesunde Arbeit.“
Eindrücke der AUVA-Veranstaltung „Sicher & gesund 5.0: Digitale Arbeitswelt im Fokus“ vom 9. Oktober 2024 in Tulln
Menschzentrierte Technologienutzung
Ein zentrales Thema aller Vorträge war die Art der Technologienutzung. Wichtig sei immer die Ausrichtung am Menschen und seinen Bedürfnissen. Prof. Dr. Simon Nestler, Experte für Mensch-Computer-Interaktion, demonstrierte anhand eines vermeintlichen Übertragungsfehlers seiner Präsentation, wie fehlerhafte Technik unseren Fokus beeinträchtigt und Zeit kostet. Er kritisierte den Glauben, dass Computer alles vereinfachen und hob die Vorteile einer „menschzentrierten Digitalisierung“ hervor. So könne gut entwickelte KI beispielsweise Servicekräften wieder mehr Zeit für persönliche Beratung geben.
Im anschließenden Video-Interview sprach Nestler unter anderem darüber, was KI leisten kann und was nicht, und wie neue Technologien menschzentriert implementiert werden können.
Sinnvolle Nutzung technischer Möglichkeiten
Dr. Patricia Tegtmeier von der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) betonte, dass nicht alles technisch Mögliche auch tatsächlich umgesetzt werden sollte. „Wir können heute im Gehen, im Stehen, im Aufzug arbeiten – die Frage ist, wie sinnvoll das ist.“ Auch bei orts- und zeitunabhängigem Arbeiten müsse die Prävention für Unternehmen immer an erster Stelle stehen.
Im Video erklärt die Psychologin, dass New Work weit mehr umfasst als mobiles Arbeiten und warum auch Eigenverantwortung zum Problem werden kann.
Roboter, Ethik und Arbeitssicherheit
Einen Einblick in den aktuellen Entwicklungsstand der Robotik gab Ing. Alexander Liebe, MSc, der als Senior Projektmanager bei ABB Robotics Österreich arbeitet und zu dem Thema an mehreren Fachhochschulen unterrichtet. Er war insbesondere die Frage auf, wie man einer Maschine Fairness, Gerechtigkeit, Moral und Ethik vermittelt und welche Grenzen hier in der Entwicklung gesetzt werden.
Im Interview geht der Robotik-Experte näher darauf ein, was bei der Zusammenarbeit zwischen Menschen und Robotern in Hinblick auf die Arbeitssicherheit zu beachten ist.
KI: Aktueller Stand und rechtliche Regelungen
Die KI-Expertin Mag. Denise Branz, Senior-Projektleiterin bei der Plattform Industrie 4.0 Österreich, erklärte die Hintergründe des kürzlich in der EU in Kraft getretenen "AI Act". Die KI-Verordnung stelle den bisherigen Höhepunkt einer weltweiten Bestrebung zur Regulierung der KI dar und sei als eine Art Antwort auf den Wunsch zu sehen, dass KI menschzentriert entwickelt wird, so Branz.
Warum sie manchmal weder mit einer KI noch einem echten Menschen zusammenarbeiten möchte und was Unternehmen beim Einsatz von KI-Systemen beachten müssen, erklärt Branz im Video-Interview.
Testen, testen, testen: Praktische Erprobung digitaler Tools
Nach den Vorträgen und der Diskussion der Publikumsfragen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, selbst digitale Tools zu testen. Dazu gehörten Virtual-Reality-Anwendungen zur Verkehrssicherheit, die Bedienung einer Kreissäge und ein vielseitig einsetzbarer Industrie-Roboter der Firma ABB.
Fazit: Der Mensch im Mittelpunkt
Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, dass sichere und gesunde Arbeit auch in einer digitalisierten Welt möglich ist – wenn der Mensch im Mittelpunkt steht.
Alle Infos zur Kampagne „Gemeinsam sicher digital“ und die Beratungsangebote der AUVA zu diesem Thema finden Sie unter auva.at/digitalisierung
Sie haben Fragen zur Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz? Das Präventionsteam der AUVA steht Ihnen gerne beratend zur Seite. Kontaktieren Sie uns unter: sichereswissen@auva.at