Hohes Unfallreduktionspotenzial - AUVA und KFV testen Fahrerassistenzsysteme
Ab dem 6. Juli müssen viele Fahrerassistenzsysteme zur Serienausstattung von neu typisierten Fahrzeugen gehören. Ergebnisse aus KFV-Erhebungen in Oberösterreich zeigen allerdings, dass viele Lenkende unzureichend über deren Funktionsweise und Möglichkeiten Bescheid wissen. KFV und AUVA starten daher eine gemeinsame Informationstour und zeigen mittels eindrucksvoller Bremstests und einem Training-Car mit VR Fahrsimulator der Bevölkerung, wie groß das Unfallreduktionspotenzial von Assistenzsystemen ist.
Hand aufs Herz: Niemand von uns kann im Straßenverkehr immer blitzschnell reagieren, niemand ist immer vollkommen konzentriert. Das zeigt auch die Unfallstatistik: Im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2020 ereigneten sich pro Jahr in Oberösterreich fast 6.400 Verkehrsunfälle (Ö: 36.000) mit mehr als 8.300 Verletzten (Ö: 45.000) und 84 tödlich Verunglückten (Ö: 403). Die Hauptursache von Unfällen mit Personen- bzw. Sachschäden ist menschliches Versagen. „Für rund 90 Prozent der Unfälle ist der Mensch verantwortlich. Und genau hier setzen Fahrerassistenzsysteme an: Durch deren technische Unterstützung können kritische Situationen frühzeitig erkannt und die lenkende Person vor Gefahren gewarnt werden - oder aber vom System selbst eingegriffen werden“, so Dr. Erhard Prugger, Vorsitzender der AUVA-Landesstelle Linz. Bis zu 50 Prozent der Pkw-Unfälle und bis zu 22 Prozent der Lkw-Unfälle können durch Fahrerassistenzsysteme positiv beeinflusst werden. Ab dem 6. Juli 2022 erfolgt nun ein weiterer wichtiger Schritt für die Verbreitung von Fahrerassistenzsystemen. Denn ab diesem Zeitpunkt müssen neu typisierte Fahrzeuge in der EU zusätzlich zu bereits etablierten Assistenzsystemen verpflichtend mit neun weiteren Systemen ausgerüstet sein: dem intelligenten Geschwindigkeitsassistent, dem automatischen Notbremsassistent, dem Notfall-Spurhalteassistent, einem Müdigkeitswarner, einem Rückfahrassistent, dem Notbremslicht, eine ereignisbezogene Datenaufzeichnung, eine Vorrichtung zum Einbau einer alkoholempfindlichen Wegfahrsperre und Warnsystem bei nachlassender Konzentration.
Gruppenbild in Linz
KFV-Befragung zeigt: Wissensstand der Bevölkerung bietet Luft nach oben
Damit Fahrerassistenzsysteme ihr volles Potenzial entfalten können, müssen Lenkende auch deren Funktionsweise sowie die Stärken und Schwächen der verschiedenen Systeme kennen. Eine aktuelle, repräsentative Befragung des KFV in Oberösterreich unter mehr als 400 Personen zeigt allerdings, dass es rund um den Wissensstand der Bevölkerung noch Optimierungsbedarf gibt. „Wir wissen aus unserer Befragung, dass sich rund 40 Prozent der von uns befragten Personen in Oberösterreich bezüglich der Handhabung der Assistenzsysteme nicht ausreichend informiert fühlen. Gerade angesichts der zunehmenden Verbreitung der Systeme gilt es nun, der Bevölkerung die erforderlichen Informationen zu vermitteln“, betont KFV-Experte DI Christian Kräutler. „Nur so kann die große Chance für die Verkehrssicherheit, die Fahrerassistenzsysteme mit sich bringen, optimal genutzt werden.“ Dass moderne technische Hilfsmittel dennoch eine große Rolle spielen und deren Bedeutung zukünftig auch weiter zunehmend wird, zeigt ein weiteres Ergebnis aus der KFV-Befragung: Bei einer PKW-Neuanschaffung würden 60 Prozent der Befragten in Oberösterreich Wert auf das Vorhandensein von Fahrerassistenzsystemen legen, wobei das Interesse am Einparkassistent, dem Tempomaten und dem aktiven Geschwindigkeitsregler dabei am größten ist. Allgemein zeigte die Befragung erneut den Wunsch der Bevölkerung nach mehr Informationen zu den Fahrerassistenzsystemen in verschiedensten Bereich auf. Die Hälfte der Befragten gaben an, sich mehr Information zu Versicherungs- und Haftungsfragen (49 Prozent) zu wünschen. Weitere Themen waren: Gefahren bei falscher Handhabung (44 Prozent), rechtlichen Fragestellungen (42 Prozent) und technischen Grenzen (41 Prozent). Am besten informiert zeigten sich die Befragten über den Geschwindigkeitsregler (Tempomat) und den Einpark-Assistenten. Weiters zeigte sich, dass naturgemäß die Bekanntheit der gelisteten Fahrerassistenzsysteme größer ist als deren Nutzung. Der Tempomat war laut Befragung das Fahrerassistenzsystem, das neben der größten Bekanntheit auch das bewusst meistgenutzte System darstellt. In Bezug auf Personenschäden sowie speziell bei Unfällen mit ungeschützten Verkehrsteilnehmenden versprechen sich die Befragten vom automatischen Notbremsassistenten, dem Totwinkelassistenten und dem Nachtsichtassistenten die größte unfallvermeidende Wirkung.
Fahrerassistenzsysteme
Infoplattform www.smartrider.at
Unter www.smartrider.at können sich Autobesitzende oder Autokaufende schnell und einfach über die aktuellen Fahrerassistenzsysteme informieren, sich die Systeme mit attraktiven Animationen erklären lassen und auf ihren Sicherheitsnutzen prüfen. Unterstützt wird die Plattform von BMK, KFV, AUVA, ARBÖ, der AK-Wien, AustriaTech, Fachverband der Fahrschulen und des Allgemeinen Verkehrs in der WKO und VVO. „Die Potenziale, die sich durch den Einsatz von Fahrerassistenzsystemen in Bezug auf die Sicherheit bieten, gilt es noch effizienter auszuschöpfen“, sind sich die Fachleute einig. Sowohl die Entwicklung als auch deren Einsatz für die breite Masse sollten für die Zukunft stärker gefördert werden.
Mehr Infos zu den Fahrerassistenzsystemen, die ab Juli zur Serienausstattung gehören
- Intelligenter Geschwindigkeitsassistent
- Automatischer Notbremsassistent
- Notfall-Spurhalteassistent
- Müdigkeitswarner
- Rückfahrassistent
- Notbremslicht
- Ereignisbezogene Datenaufzeichnung
- Vorrichtung zum Einbau einer alkoholempfindlichen Wegfahrsperre