New Work – mobiles und hybrides Arbeiten
New Work steht für einen Wandel der Arbeitswelt und ist geprägt von Digitalisierung, Globalisierung sowie demografischen Veränderungen. Die Auswirkungen betreffen sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter:innen. Themen wie "Technostress", die Beeinträchtigung der Augengesundheit durch lange Bildschirm- und Displayzeiten, Always-on-Kommunikation, professionelle Isolation, Entgrenzung zwischen Berufs- sowie Privatleben und Veränderung der Bindung von Mitarbeiter:innen an das Unternehmen gewinnen an Relevanz.
Die gesetzliche Grundlage für Bildschirmarbeitsplätze und deren ergonomische Gestaltung bilden § 67, § 68 ASchG, sowie § 11 und § 12 der BS-VO.
Virtuelles Führen
Durch die Digitalisierung unserer Arbeitswelt wird vermehrt mobil und hybrid gearbeitet, z. B. aus dem Homeoffice. Das verändert auch die Anforderungen an die Führung solch virtueller Teams, um negative Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit – insbesondere durch psychische Belastungen – zu vermeiden. Dazu gehört sowohl die Übermittlung klarer Erwartungen sowie Strukturierungsaufgaben, das Setzen von Regeln und Normen sowie den aktiven Umgang mit Belastungsfaktoren. Es besteht die Notwendigkeit, "virtuelle Arbeit" aufgrund der Lösung von starren Arbeitsstrukturen und fragiler Langzeit-Mitarbeiter:innenbindung neu zu gestalten. Die Ausgewogenheit von Stressoren und Ressourcen hat einen Einfluss auf Gesundheit und Arbeitsengagement von Beschäftigten sowie Führungskräften und muss daher in der alltäglichen Arbeit als auch in der Führung von Mitarbeiter:innen berücksichtigt werden.
Folgende organisatorischen Maßnahmen helfen bei der Gestaltung:
- Erreichbarkeitszeiträume, die im Kalender gegenseitig ersichtlich sind, minimieren Missverständnisse.
- "Kamera an" und eine Netiquette in virtuellen Meetings unterstützen einen hochwertigen Austausch.
- Regelmäßige Präsenztreffen und Möglichkeiten zum informellen Austausch gleichen Nachteile des virtuellen Raums aus.
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Klärung von Leistungskriterien in der virtuellen Arbeit wirken gegen eine "Always-on-Kommunikation" und ein "Arbeiten ohne Ende".
- Insbesondere neue Mitarbeiter:innen benötigen (geplanten und informellen) Austausch, um professioneller Isolation entgegenzuwirken.
Chancen & Risiken bei mobilen & hybriden Arbeiten
Chancen
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Verbesserte Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben bei zeitlicher Flexibilität
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Eine gelungene Umsetzung von mobiler und hybrider Arbeit geht mit einer höheren Arbeitszufriedenheit sowie einer positiven Identifikation mit dem Unternehmen einher
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Inklusion von Personen mit Mobilitätseinschränkungen
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Digitale Technologien können bei guter Gestaltung Arbeitsorganisation und -abläufe verbessern
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Wegfall von Wegzeiten und damit Wegunfallgefahren
Risiken
- Hohe Belastung der Augen sowie des Muskel-Skelett-Systems, wenn der Bildschirmarbeitsplatz nicht ergonomisch eingerichtet ist und keine regelmäßigen Bildschirmpausen eingehalten werden
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Überforderung und Technostress
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Mitarbeiter:innen werden stärker in ihrer Selbstführung und ihrem Verantwortungsbewusstsein gefordert
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Missverständnisse aufgrund verringerter Kontaktmöglichkeiten und veränderter Kommunikationsmedien
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Soziale und professionelle Isolation insbesondere von neuen Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen
Erklärvideos
Trockene Augen am Bildschirmarbeitsplatz
Ergonomisch arbeiten im Homeoffice
Ausgleichs- und Entspannungsübungen
Bewegungstipps für zwischendurch
Publikationen zum Thema
New Work
Hier finden Sie alle AUVA-Publikationen rund um das Thema New Work, die in gedruckter Form über das Bestellformular kostenlos bestellt werden können oder zum Download zur Verfügung stehen.
Factsheet: Augen- und Rückengesundheit bei der Bildschirmarbeit
Factsheet: Technostress am Arbeitsplatz
Factsheet: Virtuelle Führung und Teamarbeit
M.plus 022 Telearbeitsplätze
M.plus 024 Arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen vorbeugen
M 026 Bildschirmarbeitsplätze
M 035 Bewegungsübungen für den beruflichen Alltag
M.plus 040.E17 Evaluierung von Büro- und Bildschirmarbeitsplätzen
Poster Augentraining leicht gemacht
Posterserie Bewegungstipps für zwischendurch (Hochformat in A2 und A3 erhältlich): Poster 1 "Bleib geschmeidig!"
Posterserie Bewegungstipps für zwischendurch (Hochformat in A2 und A3 erhältlich): Poster 2 "Entspann dich!"
Posterserie Bewegungstipps für zwischendurch (Hochformat in A2 und A3 erhältlich): Poster 3 "Hol dir Kraft!"
Posterserie Bewegungstipps für zwischendurch (Hochformat in A2 und A3 erhältlich): Poster 4 "Werd aktiv!"
Folder "Gemeinsam sicher digital!" - AUVA-Präventionskampagne
Checkliste Homeoffice für Arbeitnehmer:innen
E 14 Evaluierung psychischer Belastungen (inkl. 3 Poster und ein Fragebogen)
E 24 EVALOG - Evaluierung psychischer Belastung im Dialog
Infokarte Tastaturkärtchen
Grundevaluierung Homeoffice für Arbeitgeber:innen
Häufig gestellte Fragen
FAQ - Häufig gestellte Fragen Allgemein
Ja, die AUVA stellt z.B. "Checkliste "Homeoffice" kostenfrei zur Verfügung, die wichtige Aspekte zusammengefasst beinhaltet. Betriebe können zudem eine Beratung durch AUVA-Experten:Expertinnen aus den Bereichen Arbeitspsychologie, Arbeitsmedizin, Ergonomie und weiteren Bereichen anfordern. Darüber hinaus bieten wir zahlreiche Publikationen zum Thema "Homeoffice".
Ja, die AUVA stellt den Kurzfragebogen zur Arbeitsanalyse zur Verfügung, über den online die Ermittlung und Beurteilung psychischer Belastungsfaktoren durchgeführt werden können.
Ab dem Start der Kampagne werden Webinare sowie Seminare – auch zu den Themenbereichen Bildschirmarbeitsplätze und Augengesundheit, Technostress, virtuelles Führen sowie weiteren Aspekten hybrider und mobiler Arbeit – angeboten. Sie finden diese unter unseren Schulungsangeboten.
FAQ - Häufig gestellte Fragen zu Technostress
Folgende Faktoren können als "Technostress-Erzeuger" verstanden werden (Dragano et al., 2021):
- Verunsicherung: Mitarbeiter:innen erleben Gefühle der Verunsicherung bezüglich ihres Arbeitsplatzes und dem möglichen (teilweisen oder gänzlichen) Ersatz ihrer aktuellen Tätigkeit durch digitale Technologien.
- Komplexität: Im Zuge der Digitalisierung werden digitale Systeme zunehmend komplexer und fordern von Mitarbeiter:innen neben einem hohen Maß an Flexibilität auch neue (digitale) Fähigkeiten und Qualifikationen.
- Überlastung: Digitale Technologien gehen mit zahlreichen Anforderungen, z. B. erhöhtem Arbeitstempo, einem hohen Maß an Flexibilität aber auch Multitasking einher, was bei Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen zu Gefühlen von Überlastung und Überforderung führen kann.
- Unzuverlässigkeit: Digitale Technologien werden von Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen vor allem dann als unzuverlässig wahrgenommen, wenn sie sehr störanfällig sind und es vermehrt zu technischen Problemen kommt.
- Überwachung: Digitale Technologien ermöglichen eine (technische) Überwachung von Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen, beispielsweise hinsichtlich ihres Arbeitsortes aber auch ihrer Arbeitszeit, was wiederum zur Entstehung von Misstrauen sowohl auf Seiten der Mitarbeiter:innen als auch der Führungskräfte führen kann.
- Invasion: Insbesondere Informations- und Kommunikationstechnologien können von Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen als invasiv erlebt werden, wenn es zu einem Verschwimmen der Grenzen von Arbeitszeit sowie Freizeit kommt und sie auf verschiedensten Kanälen erreichbar sind (z. B. Diensthandy, Privathandy, das auch als Diensthandy genutzt wird oder interne Kommunikationstools wie MS Teams oder Skype).
- Unsicherheit: Der schnelle Wandel im Rahmen der Digitalisierung löst bei Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen Gefühle der Unsicherheit aus und kann auch mit Verunsicherungen bezüglich der möglichen Automatisierung von (bisher von Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen durchgeführten) Tätigkeits- oder Arbeitsbereichen einhergehen.
- Mensch-Maschinen-Interaktion und/oder -Kollaboration: In der Zusammenarbeit mit Maschinen und/oder Robotern können Mitarbeiter:innen deren Handlungen als unvorhersehbar oder nicht eindeutig zuordenbar wahrnehmen. Dies kann auch zu unspezifischen Ängsten beitragen.
Studienergebnisse zeigen, dass das Erleben von Technostress am Arbeitsplatz beispielsweise mit einer geringeren Arbeitsleistung und niedrigerer subjektiver Arbeitszufriedenheit einhergehen kann. Auch die erweiterte Erreichbarkeit –außerhalb der Arbeitszeit – kann negative Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit von Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen haben. Dies kann sich beispielsweise in Grübeln oder Schwierigkeiten abzuschalten, einer Beeinträchtigung der Erholungsfähigkeit, Schlafproblemen oder emotionaler Erschöpfung sowie Stress zeigen (Borle et al., 2021; Rohwer et al., 2022; Thörel et al., 2020).
Folgende exemplarische Maßnahmen können dem Entstehen von Technostress am Arbeitsplatz entgegenwirken:
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Einbezug und Einbindung der Mitarbeiter:innen beim Erwerb und der Einführung neuer digitaler Technologien
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Berücksichtigung software-ergonomischer Aspekte beim Erwerb neuer digitaler Technologien (z. B. in Hinblick auf die Nutzer:innenfreundlichkeit)
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Unterstützung der Mitarbeiter:innen beim Erwerb notwendiger Kompetenzen im Umgang mit digitalen Technologien
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Bereitstellung von Unterstützungsleistungen und Hilfestellungen bei Fragen oder Störungsmeldungen in Zusammenhang mit digitalen Technologien
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Informations- und Wissensvermittlung zu Entgrenzung von Arbeitszeit und Freizeit sowie zur Stärkung der Erholungsfähigkeit von Mitarbeiter:innen
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Ausreichende Pausengestaltung zum Beispiel in Form von nicht bildschirm-gebundener Zeit mit aktiver Bewegung
Dragano, N., Riedel-Heller, S. G., & Lunau, T. (2021). Haben digitale Technologien bei der Arbeit Einfluss auf die psychische Gesundheit? Der Nervenarzt, 92(11), 1111- 1120.
Borle, P., Reichel, K., Niebuhr, F., & Voelter-Mahlknecht, S. (2021). How are techno-stressors associated with mental health and work outcomes? A systematic review of occupational exposure to information and communication technologies within the technostress model. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(16), 8673.
Rohwer, E., Flöther, J. C., Harth, V., & Mache, S. (2022). Overcoming the "Dark Side" of Technology—A scoping review on preventing and coping with work-related technostress. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19(6), 3625.
Thörel, E., Pauls, N., and Göritz, A. S. (2020). Are the Effects of Work-related Extended Availability the Same for Everyone?. Journal of Work and Organizational Psychology, 36(2), 147 - 156. https://doi.org/10.5093/jwop2020a14