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Der AUVA Schwerpunkt 2021-2022 zur Prävention arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE)

Arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE)

Präventionsschwerpunkt der AUVA 2021-2022

Der Schwerpunkt knüpft an die Kampagne 2020-2022 "Gesunde Arbeitsplätze - Entlasten Dich!" der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) an.

Die Aufzeichnung der virtuellen Auftaktveranstaltung zur EU-OSHA Kampagne im Oktober 2020 in Wien steht unter dem folgenden Link zur Verfügung:

Auf dieser Seite

Was sind arbeitsbedingte MSE?

Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) sind Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates, also z. B. von Wirbelsäule und Gelenken, Muskeln, Sehnen, Bändern etc.

Arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen werden hauptsächlich durch Arbeit (z. B. langes Sitzen, Heben oder Bewegen von Menschen oder schwerer Lasten, häufig wiederholte Hand- oder Armbewegungen etc.) oder Einwirkungen des unmittelbaren Arbeitsumfeldes (z. B. Stress, schlecht ausgestattete Arbeitsplätze oder insuffiziente Arbeitsorganisation etc.) verursacht bzw. verschlimmert.

Wussten Sie schon?

Arbeitsbedingte MSE sind nach wie vor das häufigste arbeitsbedingte Gesundheitsproblem in Europa. MSE treten in unterschiedlichsten Berufen auf und betreffen Millionen Arbeitnehmer:innen.

Die häufigsten arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen sind Rückenschmerzen sowie Schmerzen im Bereich von Nacken, Schultern und Armen. Zu ihrer Entstehung können auch physische, organisatorische, psychosoziale und individuelle Faktoren beitragen.


Muskel-skelett-erkrankungen (mse)

Arten und Ausprägungsformen

Rücken- und Nackenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden.

Gelenkerkrankungen können durch Verschleiß oder Krankheit verursacht werden oder als Folge von Arbeitsunfällen auftreten.

Muskelverletzungen können durch anstrengende oder wiederholende Tätigkeiten verursacht werden.

Knochenerkrankungen können z. B. Folge eines Knochenbruchs durch einen Arbeitsunfall sein.

Wussten Sie schon?

MSE sind vermeidbar! Da Muskel-Skelett-Erkrankungen häufig auf Fehl- oder Überbelastungen (z. B. langes Sitzen, schweres Heben und Tragen, repetitive Tätigkeiten etc.) zurückzuführen sind, lässt sich das Risiko durch geeignete präventive Maßnahmen gezielt reduzieren.


Facts & Figures

Wissenswertes zu Muskel-Skelett-Erkrankungen

Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) gehören zu den häufigsten arbeitsbedingten Erkrankungen weltweit.

Physische Fehlbelastungen (z. B. das Heben schwerer Lasten) bei der Arbeit erhöhen nicht nur das Risiko für Muskel-Skelett-Erkrankungen, sondern verursachen auch akute Ermüdung und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit für Arbeitsunfälle bei der Manipulation von Lasten, bzw. werden Fehlhandlungen begünstigt, die Stolpern, Rutschen oder Stürzen verursachen können.

Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen verursachen menschliches Leid und darüber hinaus hohe Kosten für die betroffenen Arbeitnehmer:innen, für die Betriebe und global betrachtet für die gesamte Volkswirtschaft.

Zahlen zu Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE)

Quellen: WIFO Fehlzeitenreport, Berechnungen der AUVA
Facts & Figures

Arbeitsunfälle in Zusammenhang mit körperlicher Belastung

Was sind Arbeitsunfälle in Zusammenhang mit körperlicher Belastung und welche Kosten verursachen sie und arbeitsbedingte MSE?

Facts & Figures

Welche Risikofaktoren gibt es?

Facts & Figures

Wer ist betroffen?

Physische Risikofaktoren wie langes Sitzen oder Stehen, Heben und Tragen schwerer Lasten oder repetitive, monotone Bewegungsabläufe finden sich in fast jeder beruflichen Tätigkeit wieder.

Hier eine beispielhafte Übersicht, welche Risikofaktoren bei welchen Arbeitstätigkeiten häufig vorkommen:

  • Heben und Tragen schwerer Lasten: Bauarbeit, Lagerarbeit, Pflege, Paketzustellung
  • Repetitive und monotone Tätigkeiten: Produktion, Näharbeiten, Kassiertätigkeit
  • Langes Sitzen: Bürotätigkeit, Transport, Portiertätigkeit
  • Langes Stehen: Verkauf, Fließbandarbeit, Küchenkräfte
  • Emotional belastende Tätigkeit: Personenbezogene Dienstleistungen

 

Facts & Figures

Sind arbeitsbedingte MSE grundsätzlich Berufskrankheiten?

Nur einige, spezifische, arbeitsbedingte MSE werden in der Liste der Berufskrankheiten angeführt.

Die große Mehrzahl der arbeitsbedingten MSE wird rechtlich nicht als Berufskrankheit eingestuft. Die Gründe für diese Entscheidung liegen unter anderem im Berufskrankheitenrecht.

Voraussetzung für die Anerkennung einer Krankheit als Berufskrankheit ist der Beweis eines direkten, überwiegenden Zusammenhangs der Erkrankung mit der versicherten beruflichen Tätigkeit. Und dieser ist bei den meisten MSE sehr schwer zu erbringen. Sie sind klassische "multikausale" Erkrankungen.

So kann beispielsweise die Entstehung eines Meniskusschadens durch eine arbeitsbedingte, häufig kniende Tätigkeit begünstigt oder verschlimmert werden, aber ebenso kann das Freizeitverhalten (z. B. Hausbauen, Fußball spielen etc.) dafür (mit-)verantwortlich sein.

 Derzeit werden nur folgende arbeitsbedingte MSE als Berufskrankheiten (BK) in der Liste geführt:

BK 20 Vibrationsbedingte Durchblutungsstörungen an den Händen, andere Erkrankungen durch Erschütterung bei der Arbeit (Arthrosen)
BK 22 Druckschädigung der Nerven (Nerven, die wiederholten mechanischen Einwirkungen aufgrund einer anatomischen Enge nicht genügend ausweichen können, z. B. über einer knöchernen Unterlage, innerhalb eines knöchernen oder fibrösen Kanals (z. B. Sulcus-ulnaris-Syndrom) oder an Sehnenkreuzungen (chron. Sehnenscheidenentzündungen)
BK 23 Chronische Erkrankungen der Schleimbeutel, der Sehnenscheiden und des Sehnengleitgewebes sowie der Sehnen- und Muskelansätze durch ständigen Druck oder ständige Erschütterung
BK 24 "Abrissbrüche der Wirbeldornfortsätze" (Kommen hauptsächlich bei Schaufelarbeiten mit überhohen und überweiten Würfen vor. Auch während eines Arbeitsschwungs, bei ungewöhnlichen oder selten ausgeführten Körperbewegungen, z. B. beim Aufheben oder Ablegen einer Last, können Abrissbrüche auftreten.)
BK 25 Meniskusschäden bei Bergleuten nach mindestens dreijähriger regelmäßiger Tätigkeit unter Tag und bei anderen Personen nach mindestens dreijähriger regelmäßiger Tätigkeit in kniender oder hockender Stellung

Bewegung beugt vor

Die AUVA bietet eine Reihe von Anregungen, die einen bewegten Arbeitsalltag fördern

Egal ob im Büro, in der Produktion oder unterwegs: Bewegung hat einen hohen Stellenwert zur Prävention gesundheitlicher Beschwerden, wie etwa Muskel-Skelett-Erkrankungen. Auch am Arbeitsplatz ist es wichtig, einseitige Belastungen und Tätigkeiten in statischer Haltung, langes Sitzen oder Stehen zu reduzieren. Neben organisatorischen Maßnahmen wie Aufgabenrotation bietet aktive Bewegung, beispielsweise in kurzen Arbeitspausen, eine wichtige Ausgleichsmöglichkeit. 

Prävention kann nicht früh genug beginnen. Bereits in jungen Jahren werden die Weichen für die spätere Freude an Bewegung und für regelmäßige körperliche Aktivität gestellt. Bewegungsförderung sollte daher früh ansetzen.

Ausgleichs- und Entspannungsübungen

AUVA Videoreihe zur Aktivierungspause


persönlicher kontakt

Beratung

Betriebsberatungen zur ergonomischen Gestaltung von Arbeit

Die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen ist eine wichtige Voraussetzung für die Prävention von MSE und damit für gesunde, leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ziel der Ergonomie ist die Gestaltung von menschengerechten Arbeits- und Umgebungsverhältnissen, um Arbeitsbelastungen zu reduzieren und die Produktivität zu steigern. Die Expertinnen und Experten der AUVA unterstützen Betriebe in der Erarbeitung von ergonomischen Gestaltungsmaßnahmen und der Umsetzung von ergonomischen Lösungen im Betrieb.

Betriebsberatung zu Arbeitsorganisation und Evaluierung

Die Evaluierung arbeitsbedingter psychischer Belastungen zeigt auf, in welchen Bereichen der Betrieb Maßnahmen für eine gesunde Arbeitsgestaltung setzen kann. Optimale Arbeitsabläufe, eine gute Kommunikation und soziale Unterstützung kann einer Muskel-Skelett-Erkrankung vorbeugen. Die Veränderung der Arbeitswelt und neue Formen der Arbeit aufgrund von Digitalisierung erfordern eine regelmäßige Reflexion der Arbeitsorganisation. Die Arbeits- und Organisationspsychologen der AUVA beraten Sie zu organisatorischen und psychosozialen Risikofaktoren.

"AUVAfit" Präventionsprogramm 

AUVAfit ist ein kostenloses Präventionsprogramm der AUVA zur Verbesserung der Arbeitsplatzqualität. Ziel ist es, physische und psychische Fehlbelastungen zu erkennen und zu reduzieren. Es besteht aus den Modulen Ergonomie und Arbeitspsychologie, die kombiniert oder getrennt gebucht werden können. Auf Basis einer Arbeitsplatzanalyse erarbeitet der Betrieb zusammen mit dem AUVAfit-Team ein maßgeschneidertes Konzept mit Maßnahmen, um die Qualität seiner Arbeitsplätze zu optimieren.

"baufit"-Präventionsprogramm

Das Programm „baufit“ unterstützt Betriebe der Baubranche und ihre Beschäftigten bei der Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen und Arbeitsunfällen. Ergonomische und arbeitspsychologische Beratungsangebote sind ebenso Teil des Programms wie Belastungsmessungen und Ausgleichsübungen. Je nach Bedarf bietet die AUVA den Betrieben unterschiedliche "baufit-Pakete" an.

Spezialberatungen

AUVA-Spezialberatungen mit digitalen Tools können zur Arbeitsplatzanalyse, Gefährdungsbeurteilung und Schulung eingesetzt werden.

Das Captiv Motion System arbeitet mit am Körper angebrachten Sensoren, die detaillierte Auswertungen ermöglichen. Die Kombination von Captiv Motion mit Eye Tracking bietet den Mehrwert, dass die Blick- und Wahrnehmungsanalyse synchronisiert mit einer Bewegungsanalyse durchgeführt werden kann. Die Kombination von Captiv Motion mit Virtual Reality-Anwendungen bietet die Möglichkeit, physiologische Messungen im virtuellen Raum durchzuführen.

Captiv Motion – Sensorbasierte Video- und Bewegungsanalyse

Das Captiv Motion-System dient zur Visualisierung dreidimensionaler Bewegungsabläufe und erlaubt die automatisierte Auswertung von Belastungsparametern. In der Software können physiologische Parameter wie Gelenkwinkel, Herzfrequenz oder Druck- und Zugkraft mit Videoaufnahmen synchronisiert werden. Die Parameter werden von Sensoren gemessen.

Captiv Motion wird hauptsächlich zur Bewegungsanalyse bzw. zur messtechnischen Analyse spezieller ergonomischer Fragestellungen eingesetzt. Das System ist mit Eye Tracking Systemen und Virtual Reality Anwendungen (siehe unten) kompatibel.

Virtual Reality-Anwendungen

Aktuell stehen für AUVA-Spezialberatungen drei virtuelle Trainingsräume zur Verfügung. Die Technik dahinter: Ein VR-Headset, zwei "lighthouses", die den virtuellen Raum definieren, und "vive tracker" an den Händen, um Gegenstände in der virtuellen Realität zu fassen. 

Bei Interesse wenden Sie sich an:

Mag. Norbert Lechner

Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE)

Schulungen

“Packen wir's an!” Seminare und Workshops

Folgende Fachseminare, Firmenseminare und Workshops rund um das Thema Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) werden angeboten. Von Webinaren zum Thema MSE profitieren Sie kostenlos!

Das gesamte Schulungsangebot finden Sie auf unserer Kursplattform.


INFORMATION & ÜBERBLICK

Publikationen zum Thema Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE)

Alle Publikationen, Merkblätter, Checklisten, Poster und weitere Materialien zum Präventionsschwerpunkt "Packen wir's an!" finden Sie in den Publikationen.

AUVA Filme

Auf unserem YouTube Kanal finden Sie zahlreiche Videos.

AUVA-Erklärfilm zu Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE)

MSE gehören zu den häufigsten arbeitsbedingten Erkrankungen. Erfahren Sie in unserem Kurzfilm was MSE sind, welche Risikofaktoren es gibt und wie ihnen vorgebeugt werden kann.

Playlist "Muskel-Skelett-Erkrankungen - Packen wir's an!"

Sammlung von Videos der AUVA rund um das Thema Muskel-Skelett-Erkrankungen.

Playlist "Ausgleichs- und Entspannungsübungen"

Die Übungen, die ohne großen Aufwand mit dem eigenen Körpergewicht und ohne zusätzliche Trainingsgeräte direkt am Arbeitsplatz oder zu Hause durchgeführt werden können, dienen zur Aktivierung (des Herz-Kreislauf-Systems), Mobilisierung, Kräftigung, Koordination, Dehnung und Entspannung.

Playlist "Ergonomisch arbeiten am Telearbeitsplatz und im Homeoffice."

Diese AUVA-Praxistipps zeigen, worauf es bei der ergonomischen Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen ankommt.

Napo-Filme

Die Trickfilmserie Napo dient der Förderung von Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit. Die Filme werden von der AUVA mitproduziert und können frei für Bildung, Ausbildung, Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen verwendet werden.

Zum Thema "Muskel-Skelett-Erkrankungen" stehen derzeit folgende Napo-Filme zur Verfügung:


für unterwegs

AUVA App

Foto Adobe Stock / Fotobearbeitung Romana Roithner Auswertungsergebnis der Heben und Tragen App.
AUVA-App
Heben und Tragen

Die kostenlose App wurde für alle konzipiert, die Hebe- und Tragetechniken analysieren und verbessern wollen.


Arbeitsplatzevaluierung

Evaluierung und Tools

Die Rechtsgrundlagen des Arbeitnehmerschutzes legen fest, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die Gefahren und Belastungen an den Arbeitsplätzen ihres Unternehmens zu evaluieren haben. Dabei müssen:

  1. Gefahren und Belastungen ermittelt,
  2. Gefahren und Belastungen beurteilt,
  3. Geeignete Maßnahmen festgelegt und
  4. Maßnahmen überprüft werden.

Im Rahmen einer Arbeitsplatzevaluierung muss, bevor Maßnahmen nach dem STOP-Prinzip folgen, anhand des gesetzlichen Rahmens festgestellt werden, welche Gefährdungen und Belastungen treten an einem Arbeitsplatz auf und wie sind diese zu bewerten.

Beispiele für Checklisten und Screening-verfahren

Physische Belastungen

Beispiele für Checklisten und Screening-verfahren

Psychische Belastungen

Die Verfahren sind kostenlos zugänglich und entsprechen den Kriterien für Erhebungsverfahren des Zentral-Arbeitsinspektorats im Rahmen der Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastung. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ausschließlich diese Verfahren zur Anwendung kommen müssen.

Ergänzende informationen

Ganzheitliche Evaluierung arbeitsbedingter physischer und psychischer Belastungen


Weiterführende Links

Wichtige Links und Informationsquellen

Kontakt

Für fachliche Auskünfte zum Thema Muskel-Skelett-Erkrankungen und für Betriebsberatungen wenden Sie sich bitte an den Unfallverhütungsdienst der für Sie regional zuständigen Landes- oder Außenstelle oder an die Abteilung Unfallverhütung und Berufskrankheitenbekämpfung (HUB) der AUVA-Hauptstelle.

AUVA-Hauptstelle
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